Borderline

Wenn Gefühle überschwappen – wie lebt es sich als junger Erwachsener mit Borderline?

Extreme Gefühlsschwankungen, das Gefühl anders zu sein als andere, Suizidgedanken und Selbstverachtung: Etwa fünf von hundert jungen Erwachsenen in Deutschland leiden an einer Borderline-Störung. So auch Anna E. (Name geändert) aus Freiburg. Heute erzählt sie uns von ihrer Geschichte, welche Therapie ihr geholfen hat und wie es ihr heute geht.

Unbändiger Zorn oder innere Leere – Symptome der Borderline-Störung

Menschen mit Borderline-Störung haben Probleme, ihre Gefühle zu steuern. Sie leiden unter extremen Stimmungsschwankungen, an schweren Störungen des Selbstwertes und lehnen sich und den eigenen Körper ab. Betroffene leiden darunter, alleine zu sein, können aber schwer Beziehungen eingehen.

Anna, 28 Jahre alt, kennt diese extreme Achterbahn der Gefühle seit mehreren Jahren. Schon als Kind habe sie gemerkt, dass sie anders sei. Oft verspürte sie eine unbändige Wut, war getrieben von extremem Perfektionsstreben. Wenn es mit den Hausaufgaben nicht klappte, habe sie schnell angefangen zu schreien und zu weinen. Sie habe sich extrem schnell in ihre Wut reingesteigert, bekam sie nicht mehr unter Kontrolle. In so einer Situation passierte es auch das erste Mal, dass Anna sich selbst verletzte. Obwohl sie von sich und ihrem selbstverletzenden Verhalten völlig überrascht gewesen sei, fühlte sie sich danach besser.

Heute ist Annas Körper übersät mit tiefen Narben. Sie fügte sich immer wieder Wunden zu, benutzte Scheren, Glasscherben oder spitze Gegenstände. Wunden, die teilweise genäht werden mussten. Anna erzählt, ihr fehle die Fähigkeit, ihre innere Anspannung, Aggression, Wut oder auch Freude zu zeigen oder rauszulassen. Wenn sie sich selbst verletze, spüre sie, dass sie lebe. Gleichzeitig sei ihr bewusst, was sie da gerade mache. Das verstärke ihre Aggressionen und alles fange wieder von vorne an.

Impulsives und selbst schädigendes Verhalten ist die Folge davon, dass Betroffene der Borderline-Störung ihren Gefühlsausdruck nicht regeln und mitteilen können. Sie verletzen sich häufig selbst, haben Suizidgedanken oder betäuben sich mit Alkohol oder Drogen. Wichtig ist jedoch zu beachten, dass solche Verhaltensweisen auch im Rahmen anderer Störungen wie Depression oder posttraumatischen Störungen auftreten können. Auch die Grenze zur „Pubertätskrise“ ist fließend.

Therapie, um den Alltag in den Griff zu bekommen

Es folgten einige Therapien mit mehreren stationären Aufenthalten in verschiedenen Kliniken. Anna hörte dann über ihre Hausärztin von der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT-A) und ließ sich in der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura behandeln. Heute hat Anna ihre Borderline-Erkrankung gut im Griff. Seit rund einem Jahr hat sie sich nicht mehr selbst verletzt. Das schaffe sie, indem sie antrainierte Skills anwende, die ihr dabei helfen, die Wut zu kontrollieren.

Anna sei froh, diesen Weg gegangen zu sein. Heute spricht sie ganz offen über ihre Krankheit, klärt ihre Mitmenschen über die Persönlichkeitsstörung auf. Sie möchte mit den Vorurteilen, die ihr immer wieder begegnen aufräumen und zeigen, dass sie ein Mensch mit Gefühlen ist, der sich nicht in eine Schublade stecken lässt.

Die Borderline-Störung an sich lässt sich nicht medikamentös beeinflussen. Nur die Symptome lassen sich damit etwas lindern. Bei vielen jugendlichen Betroffenen hat sich die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT-A) bewährt. Sie setzt sich zusammen aus Einzel- und Gruppentherapie (Skillstraining, Achtsamkeitsgruppe und Körpertherapie) und bezieht Familienangehörige mit ein.

Wie lange eine Therapie sinnvoll ist, entscheidet sich je nach Einzelfall. Kurzzeittherapien eignen sich nicht, doch Betroffene werden für ihr Durchhaltevermögen belohnt: schon nach einem Jahr Einzeltherapie plus Training der Fertigkeiten kann eine deutliche Stabilisierung und Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.

Wenn Sie mehr über das Thema Borderline bei jungen Erwachsenen erfahren möchten, zögern Sie nicht und rufen Sie uns an unter der Nummer  +49 7761 911911-0 oder schreiben Sie uns eine E-Mail.

 

Zu dem Thema "Persönlichkeitsstörungen" finden Sie hier einen Online Vortrag von Dr. Sonja Wahl.