Ein plötzlicher oder allmählich eintretender Leistungsabfall löst bei vielen Menschen Ängste aus. Körperliche Erkrankungen sind häufig mit diesem Symptom verbunden. Daneben ist ein Leistungsverlust Bestandteil einer Vielzahl psychiatrischer Krankheitsbilder. Er weist uns darauf hin, dass etwas in unserem Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist. Eine sorgfältig gestellte Diagnose eröffnet in vielen Fällen die Möglichkeit, über gezielte Therapiemaßnahmen die gewohnte Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen.
Definition Was verstehen wir unter Leistungsabfall
Als Leistungsabfall wird ein plötzliches oder allmähliches Nachlassen der gewohnten Leistungsfähigkeit, oder auch der Leistungsbereitschaft, bezeichnet. Er kann von kurzfristiger Natur sein, etwa im Rahmen der üblichen Tagesformschwankungen, die durch unseren Biorhythmus vorgegeben sind. Oftmals ist er mit Müdigkeit verbunden.
Manchmal tritt der Leistungseinbruch nur in bestimmten Situationen auf, wie bei Sportwettkämpfen oder Prüfungen.
Über Tage und Wochen anhaltende Leistungsabfälle sind dagegen meist mit einer Erkrankung von Körper oder Psyche verbunden und bedürfen daher einer medizinischen oder psychologischen Einschätzung und Therapie.
Ein allmählicher Leistungsverlust über die Lebensspanne von Erwachsenen ist, insbesondere in der zweiten Lebenshälfte, normal.
Entstehung Wie kommt es zu einem Leistungsabfall?
Finden sich die Ursachen im Körper, ist die Erklärung einfach. Am Energiestoffwechsel, der die Leistungsfähigkeit sicherstellt, sind verschiedene Körperorgane beteiligt. Bei Schädigung oder Ausfall kommt es folglich zu einem erwartbaren Leistungsverlust.
Eine schlechte Schlafqualität, zum Beispiel aufgrund einer nicht diagnostizierten Schlafapnoe, kann ebenfalls zu einer Leistungsschwäche und Müdigkeit tagsüber führen.
Im Rahmen psychischer Belastungen und Erkrankungen ist das Symptom neben einer körperlichen Schwäche oft zusätzlich durch eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit in folgenden Bereichen gekennzeichnet:
- Aufmerksamkeit
- Orientierung
- Gedächtnis
- Intelligenz
- Auge-Hand-Koordination
- kognitive Kontrolle
Diese Funktionen werden durch das Gehirn ausgeübt und sind nicht bis in das letzte Detail verstanden. Inzwischen recht gut untersucht ist der Nervenzellstoffwechsel, der offenbar einen Einfluss auf psychische Erkrankungen hat und somit pharmakotherapeutische Ansatzpunkte bietet. Gänzlich lassen sich die Krankheiten damit aber nicht erklären, denn es handelt sich nicht um eine reine Stoffwechselstörung des Gehirns.
Die Mechanismen unserer Psyche entziehen sich überwiegend einer objektiven wissenschaftlichen Beurteilung. Sie lassen sich dennoch erfolgreich mit psychotherapeutischen Interventionen positiv beeinflussen.
Leistungsabfall und Psyche Leistungsabfall im Rahmen psychischer Erkrankungen
Psychische Erkrankungen gehen mit teils massiven Leistungseinbußen einher, etwa bei:
- Depression und Burnout
- Angststörung
- Zwangserkrankungen
- Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen
Häufige Erkrankungen mit Leistungsabfall sind Burnout und Depressionen, die Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, aber auch kognitive Leistungseinbußen beinhalten. Die Betroffenen geraten dabei in eine Abwärtsspirale, da die resultierende mangelnde Aktivität durch Muskelabbau eine Schwäche im Körper nach sich zieht. Die depressive Beeinträchtigung des Denkens verstärkt Ängste und Unsicherheiten. So können die typischen Grundsymptome der Depression ein stetig weiteres Absinken der Stimmung, des Selbstwertgefühls und der körperlichen und geistigen Kräfte bedingen.
Bei der Demenz als neuropsychiatrischer Erkrankung stehen die kognitiven Leistungsabfälle im Vordergrund und können sich rasch verschlechtern, was je nach konkreter Diagnose in der Regel irreversibel ist. Nach und nach gehen das Erinnerungs- und Orientierungsvermögen verloren. Sogar die Alltagsfähigkeiten reduzieren sich immer weiter. Neben einer fehlenden Leistungsfähigkeit kann im Rahmen psychischer Erkrankungen auch eine mangelnde Leistungsbereitschaft auftreten. Die Motivation zur Leistungserbringung kann dabei aufgrund der Fokussierung auf die krankheitsbedingten Denkinhalte deutlich reduziert bis nicht vorhanden sein.
Messbarkeit Lässt sich die Leistungsfähigkeit messen?
Bei subjektiven Problemen mit der Leistungsfähigkeit beziehungsweise auffälligem Leistungsverlust ist es durchaus sinnvoll, vor allem die kognitiven Funktionen anhand einer ausführlichen Anamnese sowie mithilfe ergänzender Fragebögen einzuschätzen. Es existieren verschiedene wissenschaftlich fundierte Testverfahren, um die Leistungsfähigkeit abzubilden.
In der Zusammenschau mit den übrigen Symptomen nähert man sich so an eine belastbare Diagnose an und kann durch Wiederholung der Tests den Verlauf der Erkrankung beurteilen.
Was tun bei Leistungsabfällen im Rahmen psychischer Erkrankungen?
Entscheidend ist, im ersten Schritt die jeweilige Ursache des Leistungsverlustes herauszufinden und die passende Diagnose zu stellen. Dann ist in zahlreichen Fällen eine erfolgreiche Behandlung möglich.Handelt es sich um eine psychiatrische Diagnose, wird eine in den Leitlinien der Fachgesellschaften empfohlene Therapie eingeleitet. Diese zielgerichtete Behandlung führt entweder zu einer Heilung der Erkrankung und damit auch zum Verschwinden der Symptome. Zumindest gelingt jedoch häufig eine Linderung der Beschwerden und somit auch ein Wiedererlangen der Leistungsfähigkeit.
Nicht-pathologische Leistungsabfälle
Nicht jeder Leistungsabfall ist krankhaft. Dennoch kann er hochgradig belastend sein und durchaus bedeutende Auswirkungen auf unser Leben haben, indem er unsere berufliche oder sportliche Karriere behindert.
Derlei Belastungen können letztlich in einer psychischen Erkrankung münden. Daher sollten wir versuchen, auch solche Leistungsabfälle zu minimieren.
Kurzfristige Leistungsabfälle im Kontext des Biorhythmus
Diese Form des Leistungsabfalles kennt jeder. Typisch ist er vor allem nach größeren Mahlzeiten oder spät abends. Dann erleben wir eine vorübergehende Energielosigkeit und Müdigkeit. Im Rahmen unseres Biorhythmus ist das völlig normal, jedoch nicht immer willkommen.
Indem man eine kleine Pause im Alltag einlegt, ist das Problem rasch behoben. Ein regelmäßiger, ausreichender Nachtschlaf, und bei Bedarf ein Powernapping tagsüber, sorgen dafür, dass uns die Müdigkeit verschont, wenn wir leistungsfähig sein wollen oder müssen. Helfen diese Tipps nicht, sind zusätzlich gezielte Maßnahmen zum Stressmanagement sinnvoll, darunter:
- Zeitmanagement
- häufige kurze Pausen
- Anwendung mentaler Entspannungstechniken
- regelmäßige Bewegung, am besten an der frischen Luft
Sollte auch das keinen Erfolg bringen, muss eine zugrundeliegende Erkrankung in Betracht gezogen werden.
Leistungsabfall in der Schulzeit
Ein Leistungsabfall in der Schule ist bei manchen Kindern und Jugendlichen der erste Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es kann sich dabei zwar um ein vorübergehendes, harmloses Phänomen der natürlichen Persönlichkeitsentwicklung handeln.
Beachtung verdient das Symptom jedoch, da es auf Traumata folgen kann, die den Erziehungsberechtigten nicht zwingend bekannt sind. Nicht alle Kinder und Jugendlichen sprechen offen über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.
Dafür kann es ganz unterschiedliche Gründe geben, die in Scham oder einfach in der Persönlichkeit des Kindes begründet liegen können. Andere mögliche Ursachen für einen Leistungsverlust in der Schulzeit umfassen eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Überforderung, Unterforderung oder Ängste, zum Beispiel aufgrund von Mobbing oder Leistungsdruck.
Nicht selten kommt eine auffällige Müdigkeit am Tage dazu, die auf Schlaflosigkeit wegen übermäßigem Grübeln oder schlechter Schlafqualität wegen wiederholter Alpträume beruht. Weitere Warnsymptome sind anhaltende Stimmungseinbrüche oder Störungen der Impulskontrolle. Bei einem Leistungsabfall sollte nach den Ursachen geforscht werden, ohne die Kinder dabei unter Druck zu setzen. Entscheidend sind eine verständnisvolle Kommunikation und das Anbieten von Hilfe.
Leistungsabfall unter Druck infolge erhöhter Selbstaufmerksamkeit
Der Leistungsabfall in Wettbewerbssituationen ist unter dem Namen "Choking under Pressure" seit Jahrzehnten in der Sportwissenschaft bekannt und von Athleten gefürchtet. Dieser psychische Mechanismus betrifft aber auch Prüflinge und kann bei ihnen zum Blackout und damit schlimmstenfalls zum Nichtbestehen führen. Wie kommt es dazu?
Geist und Körper der Betroffenen sind gesund und grundsätzlich in der Lage, voll leistungsfähig zu sein.
Unter dem Druck der genannten Situationen führt der Eigenanspruch, perfekt zu agieren und keine Fehler zu machen, zu einer erhöhten Selbstaufmerksamkeit. Betroffene beobachten sich also selbst besonders genau. Dies behindert jedoch routinemäßig ablaufende Prozesse in Gehirn und Körper, was dann in der Konsequenz die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Passieren in der Folge Fehler, wird die Selbstaufmerksamkeit, verbunden mit negativen Gedankeninhalten, häufig noch gesteigert, was weitere Leistungseinbußen nach sich ziehen kann.
Therapeutisch ist wichtig, dass Betroffene sich dieser Mechanismen bewusst werden. Die erhöhte Selbstaufmerksamkeit muss aktiv herunterreguliert werden, um automatisch ablaufende Prozesse nicht zu stören. Auch Fehler dürfen nicht zu deren Behinderung führen. Betroffene können zudem aktiv üben, negative Gedanken bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit durch positive zu ersetzen.
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Ob der Leistungsverlust pathologisch ist, entscheiden vor allem der Leidensdruck und die Behinderung des täglichen Lebens. In diesem Fall sollte ärztliche oder psychologische Hilfe gesucht werden. Anhand der Diagnose wird dann die passende Therapie angeboten.
Bei einem Leistungsabfall ist es empfehlenswert, eine Erkrankung im Körper auszuschließen, bevor man eine psychotherapeutische Behandlung beginnt. Das medizinische Fach Psychosomatik ist hierauf spezialisiert, es betrachtet Körper und Psyche in ihrem Zusammenspiel. Die Oberland Kliniken bieten diesbezüglich professionelle, persönlich zugeschnittene Hilfe an.
Zunächst sollte ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Kind gesucht werden. Vielleicht müssen auch Schule und Lehrer im Verlauf einbezogen werden. Bei starken Schul- und Versagensängsten ist eine psychotherapeutische Behandlung angezeigt.
Für diese Symptome kommen verschiedene Ursachen in Betracht. Eine hausärztliche Untersuchung kann zunächst eine körperliche Erkrankung ausschließen. Bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung, zum Beispiel eine Depression, kann eine psychiatrische oder psychotherapeutische Weiterbehandlung veranlasst werden.
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