Einige Menschen, die unter schweren Depressionen leiden, erfahren häufig nur wenig Linderung durch reguläre Therapieverfahren wie Medikamente oder Gesprächstherapien. In einigen Fällen kann dann eine Elektrokonvulsionstherapie (EKT) helfen. Eine Wirksamkeit ist auch bei bisheriger Therapieresistenz gut belegt, sodass diese Behandlungsmethode auch in den Oberbergkliniken angeboten wird.
Definition Was ist die Elektrokonvulsionstherapie?
Bei dieser Therapie-Methode wird das Gehirn der von schweren Depressionen betroffenen Person in einem kontrollierten und überwachten Rahmen gezielten Stromimpulsen ausgesetzt. Es kommt dadurch zu einer kurzen Übererregung der Neuronen in dem Organ, wodurch vermehrt unter anderem Neurotransmitter ausgeschüttet werden. Diese wirken den Symptomen entgegen. Das Verfahren ist auch als Elektrokrampftherapie bekannt.
Krankheitsbilder Bei diesen Indikationen ist die Elektrokrampftherapie angezeigt
Diese Therapieform wird nur bei sehr wenigen Erkrankungen empfohlen, wobei es vor allem auf den Schweregrad jedes Einzelfalles ankommt. In erster Linie wird sie an PatientInnen angewandt, die unter einer schweren Form der Depression leiden. Wer stattdessen von einer leichten oder mittelgradigen Ausprägung dieser Störung betroffen ist, sollte keine Elektrokonvulsionstherapie in Anspruch nehmen.
Außerdem wird die Behandlung nur dann empfohlen, wenn die schweren Depressionen sich nicht mehr durch andere Therapieformen wie Antidepressiva oder Gespräche mit Psychotherapeuten lindern lassen. Sie kommt also erst dann zum Einsatz, wenn andere Behandlungsmethoden versagt haben oder wenn diese der betroffenen Person schaden würden. Auch schwere wahnhafte Depressionen sind ein möglicher Indikator.
Es gibt neben schweren und schwer behandelbaren Depressionen einige weitere mögliche Fälle, in denen die Elektrokonvulsionstherapie Anwendung finden kann. Diese sollte den PatientInnen und ihren Angehörigen jedoch generell nur nach gründlichem Abwägen des Behandlungsteams vorgeschlagen werden. Bekannte Indikationen sind Katatonien, schwer behandelbare Schizophrenien und schwere manische Episoden. Im Allgemeinen taucht die EKT also hauptsächlich im psychologischen Umfeld auf.
Wirkung Wirksamkeit der Elektrokonvulsions-Therapie
Es gibt bereits mehrere hundert wissenschaftlich anerkannte Studien, die die Wirksamkeit der Elektrokrampftherapie belegen. Daher gilt das Verfahren inzwischen als wirksam. Die Hinweise der Wirksamkeit insbesondere beim Auftreten von zusätzlichem Wahn-Erleben sind so überzeugend, dass die Therapie auch von der Bundesärztekammer empfohlen wird, sofern die notwendigen Indikationen vorliegen.
Da die EKT jedoch auch einige Nebenwirkungen und Nachteile mit sich bringt, sind vereinzelte Studien auch zurückhaltender. Zu den möglichen Nachteilen zählt unter anderem, dass die Wirkung der Behandlung oft nur kurz anhält. Insgesamt fallen die Urteile der Studien jedoch vorwiegend positiv aus, sodass die Elektrokrampftherapie in manchen Fällen ausprobiert werden sollte, wenn keine andere Behandlungsmethode Erfolg zeigt.
Welche Nebenwirkungen sind bei der Therapie denkbar?
Bei der EKT können wie bei jeder anderen Behandlung einige unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Eines der am häufigsten beschriebenen Probleme nach der Therapie ist eine Störung des Gedächtnisses. Diese hält in der Regel nur für wenige Stunden oder Tage an und bildet sich damit bei den meisten PatientInnen wieder zurück. In Einzelfällen besteht die Gedächtnisstörung jedoch fort. Da sich sowohl die Intensität als auch die Häufigkeit der Anwendung in dieser Hinsicht auswirken, wird trotzdem empfohlen, die Dosis eher gering zu halten und weitere Maßnahmen zum Schutz des Gedächtnisses zu ergreifen.
Darüber hinaus sind die PatientInnen häufig mit folgenden Nebenwirkungen konfrontiert, die sich allerdings gut mit Medikamenten lindern lassen:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- schmerzende Muskeln
- Verwirrung
- Kreislauf-Probleme (selten)
- gestörte Funktion von Lungen oder Hirngefäßen (selten)
In manchen Fällen darf die Therapie nicht angewendet werden. Betroffene von Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Aneurysmen sollten diese Behandlung nicht erhalten. Es gibt außerdem einige weitere Gegenanzeigen.
Hintergründe: Wie die Elektrokonvulsions-Therapie entstand und wirkt
Psychische Erkrankungen und Störungen begleiten den Menschen schon von Beginn an. Oft waren die betroffenen Personen diesem Geschehen hilflos ausgesetzt. Im Laufe der Zeit konnte jedoch beobachtet werden, dass manches Symptombild sich verbesserte, wenn die erkrankte Person einem epileptischen Anfall ausgesetzt war. Dies geschah so häufig, dass schnell ein Zusammenhang hergestellt werden konnte.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden zum ersten Mal medizinische Forschungen an diesen Beobachtungen statt. Die PatientInnen wurden den Anfällen unter kontrollierten Bedingungen ausgesetzt, wodurch die Resultate vergleichbar wurden. Dabei wurde beobachtet, dass es im Stoffwechsel der PatientInnen zu einer starken Ausschüttung von Neurotransmittern und -hormonen Serotonin, Dopamin und Noradrenalin kam.
Der Effekt ist daher in gewisser Hinsicht mit der Gabe von Medikamenten vergleichbar, denn durch die Behandlung legt sich die neuroendokrinologische Störung, die der Depression zugrunde liegt. Genaueres über die Funktion und Wirkung der Elektrokonvulsions-Therapie muss jedoch noch in weiteren Studien ermittelt werden.
Ablauf Ablauf einer Elektrokonvulsionstherapie
Die betroffene Person ist während der Behandlung narkotisiert und spürt deswegen nichts. Dabei kommt es außerdem zu einer planmäßigen Beatmung. Darüber hinaus werden Muskelrelaxantien eingesetzt. Diese verhindern das Krampfen der Muskeln während das Gehirn den Stromimpulsen ausgesetzt ist. Eine Sitzung der Elektrokonvulsionstherapie dauert nur rund 30 Sekunden. Pro Therapie kann es zu bis zu zwölf Behandlungen kommen, die jeweils im Abstand weniger Tage stattfinden.
Klinik für Elektrokonvulsionstherapie Oberberg Kliniken
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Häufig gestellte Fragen Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
Bei der Elektrokonvulsionstherapie werden die Gehirne der PatientInnen für rund 30 Sekunden Stromimpulsen ausgesetzt.
Die meisten PatientInnen leiden unter schweren Depressionen, auf die andere Therapieverfahren kaum ansprechen.
"S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie, Unipolare Depression, Kurzfassung"; Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN); 2017; (https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/depression/depression-2aufl-vers1-kurz.pdf)
"How Electroconvulsive Therapy Works?: Understanding the Neurobiological Mechanisms"; Amit Singh und Sujita Kumar Kar; 2017; (https://www.cpn.or.kr/journal/view.html?doi=10.9758/cpn.2017.15.3.210)