Persönlichkeitsstörungen verursachen sehr häufig großen Leidensdruck. Die extremen (“sonderbaren”, “exzentrischen”) Ausprägungen des Persönlichkeitsstils, die in aller Regel zu schwerwiegenden Konflikten mit Partnern, Angehörigen sowie den Kolleginnen und Kollegen im Beruf führen können, bedeuten für die Betroffenen eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität.
Symptome und Beschwerden Woran Sie eine Borderline-Persönlichkeitsstörung erkennen
Patienten und Patientinnen, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden, haben in erster Linie Probleme mit der eigenen Identität und zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese identitätsgebundenen Probleme äußern sich in einem instabilen Selbstbild (Menschen, die beispielsweise unter einer Borderline- Persönlichkeitsstörung leiden, sehen sich selbst abwechselnd als nett oder als unausstehlich an) oder als Inkonsistenzen in Bezug auf Werte, Ziele und teilweise sogar auf das eigene Aussehen.
Menschen mit hoher Amplitude
Probleme in zwischenmenschlichen Angelegenheiten äußern sich typischerweise im Scheitern beim Aufbau und der Aufrechterhaltung von engen Beziehungen. Das Bild, dass diese Menschen nach außen hin verkörpern, ist zumeist von Inkonsistenz, Instabilität und häufiger Frustration geprägt. Außerdem haben die Betroffenen große Schwierigkeiten, die Grenzen zwischen sich selbst und anderen zu erkennen und zu akzeptieren. Ihr Selbstwertgefühl schwankt häufig zwischen den Extremen; es ist entweder unangemessen hoch oder fatal gering.
Ein inkonsequentes, distanziertes, überemotionales, missbräuchliches oder verantwortungsloses Erziehungsverhalten zieht später im Erwachsenenalter häufig körperliche und psychische Probleme mit dem (Ehe-)Partner oder den Kindern nach sich. Zudem können Menschen mit Persönlichkeitsstörungen es nicht realisieren, dass sie Probleme mit der eigenen Identität, mit ihrem Sozialverhalten oder mit beidem haben.
Zu den Hauptsymptomen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung gehören:
Hartnäckiges, unflexibles, durchdringendes Muster von maladaptiven (nicht angemessene oder geeignete Anpassung an die Umgebung oder Situation) Charaktereigenschaften
Signifikante Not oder beeinträchtigtes Funktionieren aus dem maladaptiven Muster resultierend Stabilität und frühe Manifestierung (während Jugend- oder frühen Erwachsenenalter) des Musters
Meine ‘paranoiden Phasen’ traten immer sehr plötzlich und unvermittelt auf. Im Grunde genommen war ich ja bloß traurig, doch geäußert hat sich das in Wutanfällen, bösartigen Unterstellungen und üblen Verschwörungsgedanken. Erst mithilfe der Psychotherapie habe ich gelernt, mein ständiges Misstrauen und meine Verhaltensmuster anderen Menschen gegenüber abzubauen.
Formen der Persönlichkeitsstörung Was macht eine individuelle Persönlichkeit aus?
Die Persönlichkeit wird vor allem durch psychische Eigenschaften und Verhaltensmuster geprägt. Diese verleihen uns die individuelle, wesenseigene Identität. Dabei umfasst die Persönlichkeit eines jeden Menschen neben dem Gefühlsleben auch die individuelle Wahrnehmung, Denkmuster und das Sozialverhalten.
Die individuelle Persönlichkeit kann sich während der gesamten Lebenszeit verändern. Diese Veränderungsprozesse entstehen in Abhängigkeit von der genetischen Veranlagung und den Lern- bzw. Beziehungsmustern. Dabei haben insbesondere die Erfahrungen, die bereits im Kindesalter gemacht wurden, einen besonders großen Einfluss auf ihre Prägung und Entwicklung. Doch auch im Erwachsenenalter kann sich die Persönlichkeit verändern.
Da es zahlreiche unterschiedliche Persönlichkeitsstörungen gibt, ist es nicht immer ganz einfach, sie voneinander abzugrenzen. Und nicht selten erfüllen Menschen die Kriterien für mehrere Persönlichkeitsstörungen.
Um daher eine genaue Diagnose der jeweiligen Persönlichkeitsstörung (gemäß IDC-10 und DSM-5) stellen zu können, differenziert man zwischen zehn Hauptarten der Persönlichkeitsstörungen:
Das Leitsymptom der Paranoiden Persönlichkeitsstörung ist ein gesteigertes Misstrauen. Es geht einher mit einer übersteigerten Empfindlichkeit und streitsüchtigem, rechthaberischem Verhalten. So fällt es Menschen mit paranoider Persönlichkeitsstörung schwer, enge oder intime Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen. Sie fürchten ständig, hintergangen zu werden. Außerdem haben sie Angst, dass Informationen, die sie über sich preisgeben, von anderen gegen sie verwendet werden. Selbst gegen Familienangehörige bestehen diese Vorbehalte, da bei ihnen ständig die Furcht vorherrscht, betrogen zu werden. Bedingt durch dieses Misstrauen leben Menschen mit einer paranoider Persönlichkeitsstörung zumeist in sozialer Isolation.
Betroffene mit einer Schizoiden Persönlichkeitsstörung können keine Freude erleben (Anhedonie). Dies ist auf ihre affektive Verflachung und emotionale Kühle zurückzuführen. Anderen Menschen gegenüber können sie weder positive Gefühle wie Zärtlichkeit oder Liebe noch negative Gefühle wie Ärger oder Hass zeigen. Auf Lob oder Kritik reagieren sie, wenn überhaupt, nur sehr schwach, und ihr Interesse, ihre sexuelle Erfahrung mit anderen Menschen auszuleben, ist gering. Dafür haben sie eine große Vorliebe für Phantasie(n). Typisch sind zudem ihr einzelgängerisches Verhalten und ihre Verschlossenheit, Zurückhaltung und Scheu. Durch einen Mangel an vertrauensvollen Beziehungen sind auch sie oft sozial isoliert. Sie neigen zu exzentrischem Verhalten, und in Gesellschaft fällt es ihnen schwer, Regeln zu akzeptieren. Nicht selten tritt die schizoide Persönlichkeitsstörung in Assoziation mit der paranoiden Persönlichkeitsstörungen auf.
Ähnlich wie bei der Schizoiden Persönlichkeitsstörung zeigen Personen mit einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung eine Affektverflachung mit Anhedonie (Reduzierung der Fähigkeit zum positiven emotionalen Erleben) auf. Ihr Auftreten ist typischerweise exzentrisch, eigentümlich und seltsam. Sie leben eher isoliert und haben nur wenige soziale Beziehungen. Charakteristisch für sie sind paranoide Ideen, phantastische Überzeugungen oder auch ein „autistisches“ Versunkensein. Häufig ist ihr Leben durch ein zwanghaftes Grübeln mit dysmorphophoben (Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers) sexuellen oder aggressiven Inhalten bestimmt. Neben einem Depersonalisations- oder Derealisationsleben können auch intensive Illusionen sowie akustische oder andere Halluzinationen auftreten. Die Sprache der Patienten/Patientinnen klingt eher vage, ist umständlich und wirkt häufig auch gekünstelt.
Betroffene mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung fallen vor allem durch Empathielosigkeit auf. Bereits im Kindes- und Jungendalter zeichnet sich ab, dass sie sich nicht an soziale Normen und Regeln halten können. Das resultiert in notorischem Lügen, Diebstahl, Vandalismus, Fortlaufen von zu Hause; im Missbrauch von Alkohol und/oder Drogen bis hin zu strafbaren Handlungen.
Die Frustrationstoleranz ist auch im Erwachsenenalter gering. Durch die niedrige Aggressionsschwelle neigen manche dieser Patientinnen und Patienten zu körperlicher Gewalt; dem eigenen Partner oder auch den eigenen Kindern gegenüber. Nach einem gewalttätigen Ausbruch fehlt ihnen jegliches Schuldbewusstsein. Der Lerneffekt, der als Konsequenz aus solchen Zuwiderhandlungen eintritt, tritt nicht ein.
Der Konflikt mit ihrem sozialen Umfeld wird zumeist durch häufiges Beschuldigen anderer Personen hervorgerufen oder dadurch, dass weniger emotionale und eher rationale Begründungen und Erklärungen für das eigene oder das Handeln anderer angebracht werden. Durch die andauernde und hohe Gereiztheit der Betroffenen sind ihre Freundschaften eher von kurzer Dauer – und halten – wie auch ihre Beziehungen - meist nicht lange.
Das Krankheitsbild der impulsiven Persönlichkeitsstörung ist durch unvorhersehbare und launenhafte Stimmungen und die deutliche Tendenz, Impulse ohne Rücksicht auf Konsequenzen auszuleben, geprägt. Die Betroffenen neigen zu emotionalen Ausbrüchen und können ihr impulsives Verhalten nicht kontrollieren. Sie tendieren zu streitsüchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen – vor allem dann, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre impulsiven Handlungen durchkreuzt oder behindert werden.
Das Borderline-Syndrom ist eine Unterform der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung und kann zwischen Neurose und Psychose eingeordnet werden.
Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist eine Störung, die durch dramatisch-theatralisches, manipulatives und extravertiertes Verhalten gekennzeichnet ist. Neben dem ständigen Streben nach Aufmerksamkeit, einer starken Ich-Bezogenheit, einem verführerischen oder sexuell provokativem Verhalten sind auch Symptome wie wechselhafte, übertriebene Emotionen, Affektlabilität sowie eine Kommunikations- und Bindungsschwäche bekannt. Die Betroffenen sind unfähig, tiefe und andauernde soziale Kontakte und Beziehung zu pflegen.
Menschen, die an einer anankastische Persönlichkeitsstörung leiden, besitzen extrem starre Denkmuster und zeichnen sich durch perfektionistisches Handeln aus. Zudem wirken sie stets sehr unentschlossen und zweifeln häufig an sich und anderen. Sie wollen alle ihnen gestellten Aufgaben immer hundertprozentig genau erledigen – doch genau dadurch verlieren sie den Überblick über die Gesamtsituation.
Ihr Leben ist vom ständigen Bedürfnis nach Kontrolle geprägt. Dabei spielt die Wichtigkeit der zu erledigenden Aufgaben keine Rolle, denn sie können keine Prioritäten setzen. Ihre Argumentationen folgen meistens der Logik und Vernunft, gefühlsmäßige Äußerungen anderer werden dagegen weder akzeptiert noch toleriert. Mitgefühl oder Warmherzigkeit sind ihnen fremd.
Patienten/Patientinnen, die unter einer ängstlichen Persönlichkeitsstörung leiden, stehen unter ständiger Anspannung, Besorgtheit und Schüchternheit. Besonders in Gesellschaft sind sie zurückhaltend, treten nur selten von sich aus in Kontakt zu anderen und meiden engere zwischenmenschliche Kontakte. Aus Angst, etwas Falsches zu sagen oder aber in Gegenwart der anderen zu erröten oder zu weinen, schweigen sie lieber.
Auf Kritik reagieren die Betroffenen meist gereizt und mit einer überaus großen Verletzbarkeit. Engere Bindungen können sie nur eingehen, wenn sie sich der absoluten Akzeptanz und Kritiklosigkeit des anderen sicher sind. Ihren Alltag strukturieren sie gründlich: Denn alles, was von der gewohnten Norm abweicht, stellt eine Bedrohung für sie dar.
Wer an einer asthenischen Persönlichkeitsstörung leidet, überlässt Entscheidungen eher andern. Dadurch, dass sich die Betroffenen selbst als hilf- und wertlos wahrnehmen, übernehmen sie nur sehr ungern Verantwortung. Da sie Angst haben, den Wünschen und Vorstellungen anderer nicht entsprechen zu können, ordnen sie sich lieber anderen Personen unter. Damit machen sie sich allerdings auch von der Verantwortung anderer abhängig und sind in der Regel übermäßig nachgiebig.
Die Betroffenen nehmen sich selbst als hilflos und inkompetent wahr und haben Angst, verlassen zu werden. Sie suchen dadurch vorwiegend Kontakte zu Menschen, denen sie sich unterordnen können und sie “vergessen” darüber hinaus eigene Wünsche zu artikulieren oder gar einzufordern.
Das Erleben von Beziehungsbrüchen empfinden diese Menschen als einen Akt der völligen inneren Zerstörung, der sie absolut hilflos macht. Kritik können sie nur schwer annehmen, weil sie diese generell als Ablehnung ihrer Person werten, was wiederum ihre Angst verstärkt.
Als narzisstische Persönlichkeitsstörung wird eine andauernde und grundlegende Störung des Selbstwertgefühls bezeichnet. Während der Narzisst das eigene Selbst innerlich ablehnt, giert er ständig nach Aufmerksamkeit und Anerkennung und gibt sich nach außen hin übertrieben selbstverliebt.
Wenn Menschen an einer kombinierten Persönlichkeitsstörung leiden, so lassen sich die psychischen Symptome nicht spezifisch einer Persönlichkeitsstörung zuordnen. Diese Form der Persönlichkeitsstörung ist jedoch eher untypisch. Deshalb sollte sie nach Möglichkeit von anderen psychiatrischen Erkrankungen abgegrenzt und organische Ursachen ausgeschlossen werden.
Neben den Hauptarten gibt es auch weitere spezifische Persönlichkeitsstörung wie:
- Exzentrische Persönlichkeitsstörung
- Haltlose Persönlichkeitsstörung
- Unreife Persönlichkeitsstörung
- Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung
- Neurotische Persönlichkeitsstörung
Die Unterteilung in drei Cluster
Diese zehn bekanntesten Persönlichkeitsstörungen werden wiederum in drei Gruppen (A, B und C) geclustert, wenn mindestens drei der folgenden Merkmale zutreffen:
Cluster A ist durch merkwürdiges oder exzentrisches Auftreten gekennzeichnet. Es beinhaltet die folgenden Persönlichkeitsstörungen mit ihren Unterscheidungsmerkmalen:
Paranoid: Abbau von Misstrauen
Schizoid: Desinteresse an anderen
Schizotyp: exzentrische Ideen und Verhalten
Cluster B ist charakterisiert durch dramatisches, emotionales oder sprunghaftes Verhalten. Es beinhaltet die folgenden Persönlichkeitsstörungen mit ihren Unterscheidungsmerkmalen:
Dissozial: soziale Verantwortungslosigkeit, Missachtung für andere, Arglist und Manipulation von anderen für den persönlichen Gewinn
Grenze: nicht alleine sein können und emotionale Fehlregulation
Theatralisch: Aufmerksamkeit suchen
Narzisstisch: Zugrundeliegendes gestörtes, fragiles Selbstwertgefühl und offene Grandiosität
Cluster C wird charakterisiert durch ängstliches oder sich fürchtendes Auftreten. Es beinhaltet die folgenden Persönlichkeitsstörungen mit ihren Unterscheidungsmerkmalen:
Vermeidend: Vermeidung von zwischenmenschlichen Kontakten aufgrund von Ablehnung und Empfindlichkeit
Abhängig: Unterwürfigkeit und eine Notwendigkeit, umsorgt zu werden
Zwangsstörung: Perfektionismus, Steifigkeit und Eigensinn
Ursachen Wodurch eine Persönlichkeitsstörung ausgelöst wird
Für die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung sind in der Regel mehrere Faktoren verantwortlichen. Dazu gehören:
- Genetische Veranlagung
- Biologische Faktoren
- Psychosoziale Faktoren
- Temperament
- Traumatische Erfahrungen
- Erziehungsfaktoren
- Unzureichende Erfüllung kindlicher Grundbedürfnisse
- Modelllernen von Bezugspersonen.
Die psychosozialen Faktoren stehen an erster Stelle: Hier können der ungünstige Bindungs- oder Erziehungsstil der Eltern, psychische Probleme der Eltern, ein ängstliches oder leicht erregbares Temperament des Kindes, der fehlende soziale Rückhalt oder kritische, traumatische Ereignisse die Auslöser für eine erhöhte Vulnerabilität (Verletzbarkeit) sein.
Die Wissenschaft ist noch am Anfang
Genetische und somatische Ursachen lassen sich hingegen nur für einzelne Persönlichkeitsstörungen finden, vor allem für die Dissoziale Persönlichkeitsstörung und die Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Kommen mehrere ungünstige Umgebungsbedingungen und eine gewisse Labilität zusammen, kann dies die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung begünstigen. Welche Faktoren jedoch ausschlaggebend sind und warum sie im Einzelfall zu einer Persönlichkeitsstörung und nicht etwa zu einer anderen psychischen Erkrankung führen, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt.
Gibt es auch organische Ursachen für eine Persönlichkeitsstörung?
Neue Untersuchungstechniken lassen jetzt den Rückschluss zu, dass neurobiologische Gesichtspunkte als mögliche Auslöser für eine Persönlichkeitsstörungen nicht mehr bestreitbar sind: Gerade bei Kindern, die als Erwachsene an Persönlichkeitsstörungen leiden, zeigen sich schon früh Anzeichen einer "minimal brain dysfunction", das heißt, sie weisen leichte neurologische Auffälligkeiten, Allgemeinveränderungen im EEG sowie Verhaltensauffälligkeiten und morphologische Veränderungen im frontalen Kortex auf.
Die Ursachenklärung bei Persönlichkeitsstörungen
Es gibt keine einheitliche Vorstellung, wie Persönlichkeitsstörungen entstehen und ab wann Persönlichkeitseigenschaften als Störung bezeichnet werden können. In der wissenschaftlichen Psychiatrie herrscht jedoch weitgehend Einigkeit darüber, dass sowohl die „Persönlichkeit” selbst als auch deren Störungen ein Ausdruck komplexer Wechselwirkungen unterschiedlicher Umwelt- und Anlagefaktoren sind.
Nach Bronisch* werden bei der Ursachenerklärung grundsätzlich fünf Modelle unterschieden:
Dieses Modell geht davon aus, dass Persönlichkeitstypen grundsätzlich durch genetische und konstitutionelle Faktoren geprägt sind. Dabei sind sie organisiert, konsolidiert und ggf. verzerrt oder erstarrt als Folge von maladaptiven Anpassungen an Lebensereignisse oder chronischen Lebensbedingungen. Dieses Modell legt den Schwerpunkt mehr auf die entwicklungspsychologischen als auf die genetischen und konstitutionellen Faktoren, die die Persönlichkeit formen.
Dieser Ansatz (nach H.S.Sullivans, Leary) geht darauf zurück, die menschlichen Bedürfnisse in einem Kreisdiagramm in Abhängigkeit von zwei Achsen (Dimensionen) darzustellen. Von diesem „Interpersonal Circle” nahmen alle heute diskutierten “Circumplexmodelle” der Persönlichkeitseigenschaften ihren Ausgang.
Dieses Modell basiert auf der Vorstellung, dass die Persönlichkeit durch gesellschaftliche Bedingungen geformt wird. Dabei bringt ein „normales Verhalten“ der Gesellschaft keinen Schaden und keine Nachteile. Eher ist davon auszugehen, dass das pathologische Verhalten durch die Abweichungen von gesellschaftlichen Normen definiert und Produkt eines gesellschaftlichen Schadens ist.
Dieses Modell bezieht sich zur Erklärung von Persönlichkeit und ihren Störungen auf „biogenetische, embryonale und frühkindliche Faktoren“, die Verhalten, Emotion und Kognition formen. Dieser Ansatz stützt sich auf den Aspekt des Temperaments als eine angeborene Eigenschaft des Menschen, bezieht aber auch exogene Faktoren wie Geburtsschäden, Infektionen und Stoffwechselstörungen mit ein. Diese Faktoren können prä-, peri- und postnatal auftreten und das noch in Entwicklung befindliche Gehirn möglicherweise umfassend schädigen.
Das biopsychosoziale Modell versucht, die unterschiedliche Entwicklung psychischer Störungen bei verschiedenen Menschen unter gleichen Stressoren auf die Annahme einer Diathese (Disposition für bestimmte Erkrankungen) bzw. einer speziellen “Vulnerabilität” zu erklären.
*Bronisch, 2000 und in Anlehnung an Gunderson und Phillips, 1995.
Behandlungen und Therapien Die Oberberg Therapien bei Persönlichkeitsstörungen
Als die effektivste Therapie zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen gelten derzeit psychotherapeutische Verfahren. Die Überlegenheit von maßgeschneiderten Konzepten für störungsspezifische, manualgesteuerte Therapien ist mittlerweile empirisch gesichert. Dies trifft insbesondere für die Borderline-Störung, die antisoziale Persönlichkeitsstörung sowie die ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung zu.
Sowohl Einzel- als auch Gruppenpsychotherapien sind für viele Formen der Persönlichkeitsstörungen wirksam
Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist ein verständnisvoller Zugang des Therapeuten, der sich auf die Sichtweise des Betroffenen einlässt. Dieser sollte ebenso versucht sein, das hochproblematische Verhalten der Patientinnen und Patienten vor dem Hintergrund ihrer Biografien zu sehen. Viele Verhaltensmuster galten dabei ursprünglich womöglich als sinnvolle Überlebensstrategien und sollten entsprechend wertschätzend eingeordnet werden. Wenn es gelingt, die Betroffenen in diesem Sinne auf Augenhöhe zu begegnen, profitieren sie sehr von der therapeutischen Unterstützung und Beratung durch Fachkräfte.
Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erfordert Geduld
Während der Therapie werden den Patientinnen und Patienten Fertigkeitstrainings angeboten, damit sie neue und bessere Möglichkeiten der Interaktion entwickeln können und sie bei der Veränderung ihrer unangepassten Verhaltensweisen und falschen Überzeugungen zu unterstützen. Ärzte sollten deshalb immer wieder auf die unerwünschten Verhaltensweisen und deren Folgen hinweisen, bis die Betroffenen selbst sich darüber bewusst werden.
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) und Schematherapie
Die hoch effizienten psychotherapeutische Behandlungsmethoden wie die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) und Schematherapie, sind erst vor einigen Jahren entwickelt worden. Diese Therapieansätze können bei bestimmten Persönlichkeitsstörungen sehr wirksam sein.
Da die Probleme im Rahmen von Persönlichkeitsstörungen in der Regel schon seit der Kindheit oder Pubertät bestehen, werden sie von den Betroffenen und ihrem Umfeld oft als unveränderbarer Teil der Persönlichkeit betrachtet; Veränderungsmöglichkeiten werden nicht in Betracht gezogen. Daher muss der erste Schritt einer Therapie sein, Motivation und Mut zu Veränderungen zu erarbeiten und überschaubare und erreichbare Ziele konkret zu formulieren.
Das Vertrauen in sich selbst wiederfinden
Im Vordergrund der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen stehen intensive psychotherapeutische Maßnahmen in der Kombination von Einzel- und Gruppentherapien. Die empathische Beziehung und die Zusammenarbeit mit einer erfahrenen Therapeutin oder einem Therapeuten sind von größter Bedeutung. Unterstützend haben sich Bewegungs- und Kreativtherapien, in manchen Fällen aber auch der vorübergehende, kombinierte Einsatz von Psychopharmaka, bewährt. Pharmakotherapien spielen bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen in der Regel nur eine untergeordnete Rolle.
Wenn es darum geht, die Schwächen und Empfindlichkeiten meines Partners herauszufinden, bin ich wie ein Trüffelschwein. Ich finde sie alle! Dabei bin ich so fies und verletzend, dass ich schon viele Menschen schockiert habe.
Mithilfe einer Gruppentherapie und Verhaltensmodifikationen lässt sich der Zustand der Betroffenen typischerweise innerhalb von wenigen Monaten verbessern. Wichtig dabei ist, dass die Grenzen des Verhaltens stetig etabliert und durchgesetzt werden müssen. Selbsthilfegruppen oder eine Familientherapie können ebenfalls dazu beitragen, sozial unerwünschte Verhaltensweisen zu ändern. Da Familienangehörige und Freunde das problematische Verhalten oder Denken der Betroffenen verstärken oder mindern können, ist ihre Beteiligung an der Therapie hilfreich. Durch ein gezieltes Coaching werden sie zu „Verbündeten“ in der Behandlung.
Erhöhtes Rückfall-Risiko
Störungen wie Stimmungsschwankungen, Angst, Drogenmissbrauch, somatische Symptome und Essstörungen, die oft zusammen mit Persönlichkeitsstörungen einhergehen, können eine aufwendigere Behandlung notwendig machen. Dadurch kann sich die Zeit bis zur Remission (Nachlassen der Krankheitssymptome) verlängern. Das Rückfallrisiko wird dadurch leider erhöht und auch die übliche Reaktion der Patientinnen und Patienten auf die sonst so effektive Behandlung kann beeinflusst werden.
Schwierigkeiten beim Erkennen von Emotionen oder im Umgang mit emotionalen Impulsen finden wir bei Menschen mit unterschiedlichsten Erkrankungen. Das Oberberg Konzept ermöglich es uns, die intensive therapeutische Beziehung aufzubauen, der es bedarf, um auch ‘emotionale Muster’ zu erkennen und einen situationsangemessenen Umgang mit Emotionen zu erlernen.
Fachkliniken für Persönlichkeitsstörungen Die Oberberg Fachkliniken für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen
Menschen, die an einer akuten Persönlichkeitsstörungen leiden, erhalten in allen Oberberg Kliniken effiziente Behandlungskonzepte.
Ansprechpartner Sie haben das Gefühl eine Persönlichkeitsstörung zu haben? Wenden Sie sich jederzeit vertrauensvoll und diskret an uns!
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