Rote Tränen – Hilfe bei Borderline
Die Borderline-Störung ist eine Persönlichkeitsstörung, die das Leben der Betroffenen in ein Wechselbad der Gefühle verwandelt. Menschen mit Borderline-Störung führen häufig sehr intensive, aber auch instabile zwischenmenschliche Beziehungen. Es fällt ihnen schwer, ein stabiles Selbstbild zu entwickeln und ein Gefühl von innerer Ruhe zu erlangen. Mit einer Borderline-Störung gehen häufig selbstverletzendes Verhalten (SVV) oder sogar der Wunsch einher, sich das Leben zu nehmen.
Wie entsteht eine Borderline-Störung?
Welche Faktoren zu der Entwicklung einer Borderline-Störung führen, ist weitestgehend unklar. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, eine Borderline-Störung zu entwickeln bei Menschen mit Missbrauchs- oder Vernachlässigungserfahrungen im Kindesalter deutlich größer als bei Menschen, die keine derartigen Erfahrungen gemacht haben. Um wissenschaftlich zu erklären, warum eine Borderline-Störung entsteht, wird auf ein komplexes Entstehungsmodell zurückgegriffen, das sowohl genetische Faktoren als auch biographische Erlebnisse umfasst. Gehirne von Menschen mit Borderline-Störungen weisen im Vergleich zu gesunden Menschen eine leicht veränderte Hirnstruktur auf, die durch eine erfolgreiche Psychotherapie auch ohne die Verwendung von Medikamenten verändert werden kann.
Die Symptome einer Borderline-Störung können bereits im Kindes- oder Jugendalter auftreten. In der Regel treten eindeutige Symptome jedoch erst im jungen Erwachsenenalter auf. Insbesondere selbstverletzendes Verhalten (SVV) ist ein auffälliges Merkmal von Borderline-Störungen. Häufig werden Freunde und Angehörige auf das Leiden der Betroffenen erst durch selbstverletzende Verhaltensweisen aufmerksam. Den richtigen Umgang mit den Betroffenen zu finden, fällt vielen Angehörigen sehr schwer. Dabei kann professionelle psychologische Hilfe sowohl für Angehörige als auch Personen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung eine große Stütze sein.
Wenn Rote Tränen fließen
Menschen, die unter Borderline leiden, weisen teilweise schwerwiegende Symptome auf, die ihren Alltag sowie den Alltag ihrer Angehörigen in eine ständige Berg- und Talfahrt verwandeln.
Die Beziehungsgestaltung von Borderline-Erkrankten ist durch symptomatische Muster gekennzeichnet. Charakteristisch für Menschen mit einer Borderline-Störung ist die Angst davor, verlassen zu werden. Die Art und Weise wie Menschen, die unter Borderline leiden, Beziehungen eingehen ist dementsprechend durch Bemühungen gekennzeichnet, ein mögliches Verlassenwerden zu verhindern. Die Beziehungsgestaltung wechselt dabei häufig zwischen Extremen wie Idealisierung und Entwertung. Weiterhin neigen Borderline-Erkrankte zu impulsivem und risikobehaftetem Verhalten, das verschiedene Lebensbereiche wie Finanzen, Sexualität oder Substanzkonsum betreffen kann.
Der Alltag von Menschen, die unter einer Borderline-Störung leiden, ist von Stimmungsschwankungen und Anspannung geprägt. Das führt häufig soweit, dass Borderline-Erkrankte versuchen, ihre innere Anspannung durch selbstverletzendes Verhalten (SVV) zu lösen. Das kann dadurch geschehen, dass sie sich körperlichen Schmerz zufügen – zum Beispiel durch „Ritzen“ – aber auch exzessiver Drogen- und Alkoholmissbrauch kann eine Form von selbstverletzendem Verhalten darstellen. In diesem Kontext wird auch von „roten Tränen“ gesprochen. Wie bei Tränen ist das Blut, das oft im Rahmen von selbstverletzendem Verhalten austritt, ein Ausdruck von Gefühlen, die sonst nur im Stillen ablaufen. Dieser Ausdruck kann ein Signal an die Außenwelt sein – das selbstverletzende Verhalten wird von den Betroffenen oft als Hilferuf beschrieben.
Weil das selbstverletzende Verhalten kurzfristig psychische Spannungen löst, kann es sich zu einer Art Sucht entwickeln. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen für den Wunsch nach Selbstverletzung zu behandeln. Dies kann am besten im Rahmen einer Psychotherapie gelingen.
Viele Menschen mit einer Borderline-Erkrankung begehen Suizidversuche. Deshalb sollten Warnzeichen wie selbstverletzendes Verhalten von Angehörigen und Menschen im Umkreis auf keinen Fall ignoriert werden. Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Zurück zur Baseline
Unsere Hilfe bei Borderline basiert auf evidenzbasierten Psychotherapiekonzepten, die für jeden Betroffenen individuell angepasst werden.
Es gibt verschiedene Behandlungen der Borderline-Störung, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt wurde. Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt, um Menschen mit Borderline-Störung zu helfen, eine sicherere Beziehungsgestaltung zu erlernen.
Bei der dialektisch-behavioralen Therapie (DBVT) geht es darum, dass Patienten Fertigkeiten erlenen, um mit ihren Emotionen auf eine konstruktive Art und Weise umzugehen. Die Stresstoleranz soll verbessert und ein Umgang mit emotionaler Erregung erlernt werden, der nicht selbstschädigend ist, sondern nachhaltig positive Konsequenzen hat. Das kann durch das Erlernen von angemessenen Formen der Kommunikation mit anderen und durch Übungen zur inneren Achtsamkeit angegangen werden.
Die Mentalisierungsbasierte Therapie geht davon aus, dass Menschen mit Borderline-Störung Schwierigkeiten damit haben, zu „mentalisieren“. Mentalisieren beschreibt die Fähigkeit, sich auf die eigenen und die mentalen Zustände der Mitmenschen beziehen zu können. Das bedeutet, dass Gedanken, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse oder Überzeugungen wahrgenommen, erkannt und als Grundlage von Verhalten verstanden werden. Die Fähigkeit zu mentalisieren ist grundlegend für erfolgreiche psychotherapeutische Behandlungen. Deshalb wird mit Borderline-Erkrankten zunächst diese Fähigkeit verbessert, um dann neue Bewältigungsstrategien für den Alltag zu erarbeiten und biographische Erlebnisse aufzuarbeiten.
Als Oberberg-Patient können Sie mit Ihrem Therapeuten-Team ausführlich besprechen, welcher individuelle Behandlungsansatz den bestmöglichen Therapieerfolg verspricht – dies gilt auch für die Borderline-Behandlung von Jugendlichen. Die Oberberg Fachkliniken für Kinder und Jugendliche bieten speziell auf Jugendliche abgestimmte Therapieangebote an und berücksichtigen die besondere Lebensphase der Adoleszenz.