Winterblues V: Durch Licht wieder fit – die Lichttherapie
Ja, im Winter ist es oftmals dunkel und Licht kennen wir manchmal tagelang nur von den Lampen, die wir in allen Zimmer anmachen müssen. Wenn dann aber einmal die Sonnenstrahlen herauskommen, erfreut sich unser Gemüt meist ungemein und wir lachen. Wir lachen, weil es uns auf einmal wieder besser geht! Schon alleine deswegen liegt es auf der Hand, dass Licht gegen Depressionen eingesetzt wird. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Lichttherapie mit allen Vorteilen vor.
Wie funktioniert die Lichttherapie?
Bei einer Lichttherapie wird das Sonnenlicht oder das Licht heller Therapielampen über das Auge des Patienten aufgenommen und über den Sehnerv zur Inneren Uhr im Gehirn, dem SCN (Nucleus Suprachiamaticus), geleitet, wo dann verschiedene Gehirnbotenstoffe ausgeschüttet werden. Es dauert etwa vier Tage, bis es dem Patienten deutlich besser geht und sich Schlaf, Stimmung und Antrieb normalisieren und die depressiven Symptome deutlich abnehmen oder ganz verschwinden.
Wie wirkt Licht?
Lichttherapie setzt bei der inneren Uhr des Menschen ein und beeinflusst diese und damit verbunden ihr Leben. Wenn die Tage im Herbst kürzer werden, bewirkt der Lichtmangel eine höhere Melatonin-Produktion im Körper. Das Hormon Melatonin ist für den Schlafbedarf zuständig. Dieser sinnvolle Mechanismus bewirkt, dass wir im Allgemeinen müde werden, wenn es dunkel wird. Ein erhöhter Melatonin-Spiegel kann jedoch zur Depression (Winterdepression, SAD) führen. Das helle Licht bringt bei richtiger Anwendung die innere Uhr wieder in ihren Takt und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Neurotransmitter Serotonin wieder in höherer Konzentration vorliegt. Serotoninmangel ist meist Ursache einer Depression. Dieser Gehirnbotenstoff sorgt für die Informationsübermittlung von Gehirnzelle zu Gehirnzelle. Denkhemmung, Gefühlshemmung, Konzentrations- Schlaf- und auch Verhaltensstörungen wie z.B. Angstzustände können deutlich nachlassen oder ganz verschwinden. Der Wert des festgestellten positiven Effektes einer Studie über die bloße Placebowirkung beträgt mindestens 42 Prozent.
Wann ist die Anwendung von Licht sinnvoll?
Insbesondere bei der sogenannten SAD (Saisonal Abhängigen Depression) kann Lichttherapie helfen. Die drei typischen Merkmale, an denen sie eine SAD erkennen, sind: 1. Auftreten der Symptome im Herbst und Winter 2. Deutliche Besserung im Frühjahr/Sommer 3. Krankheitsepisoden in mindestens zwei Jahren hintereinandern. Doch auch wenn es sich um kleine depressive Verstimmungen handelt, hat Lichttherapie meist eine ebenso positive Wirkung, jedoch nicht immer mit dem gleichen Erfolg. Wie bei der SAD liegt auch bei der “normalen Depression” vor allem ein Mangel an den Botenstoffen Serotonin und Noradrenalin (verantwortlich für Stimmung, Antrieb, Denken, Fühlen, Schlaf etc.) im Gehirn vor. Daher wirkt helles Licht auch hier.
Welche Art von Licht wirkt am besten?
Für die Lichttherapie ist das natürliche Sonnenlicht oder das dem Sonnenlicht nachempfundene helle Licht einer Lampe am besten geeignet. Mindestens 2.000 Lux sind vonnöten, damit das Licht seine physiologische Wirkung erzielen kann. So viel nimmt man auf, wenn man an einem Frühlingstag aus dem Fenster sieht. Ein Sommertag bei uns bietet 10.000 Lux, am Äquator sind es rund 80.000 Lux. Die Innen¬beleuchtung bietet dagegen nur etwa 300 bis 800 Lux. Da die Lichttherapiegeräte keine UV-A und UV-B Strahlung enthalten, besteht auch nicht die Gefahr einer Hautkrebserkrankung. Die im Sonnenlicht enthaltenen UV-Licht-Anteile schädigen auf Dauer Auge und Haut. Daher niemals direkt in die Sonne schauen und Sonnencreme mit hohem UV-Filter verwenden. Das Solarium eignet sich nicht als Lichttherapiequelle, da die Strahlung des Solariums sich durch hohe Anteile an UV-Strahlung auszeichnet, vor allem an UV-A, was zur Bräunung der Haut führt, aber das Auge schädigt und zu Hautkrebs führen kann.
Was muss bei der Anwendung beachtet werden?
Bei der Lichttherapie ist es besonders wichtig, dass die Anwendung konsequent und regelmäßig durchgeführt wird. Zu Beginn sollte man sich täglich zwei Wochen lang vor die Lampe setzen, auch an den Tagen, an denen man symptomfrei ist. Am besten ist die morgendliche Anwendung kurz nach dem Aufstehen, damit der inneren Uhr mitgeteilt wird: „Hey! Aufwachen! Ein neuer Tag hat begonnen und ich möchte in Schwung kommen!“ Die Dauer der Anwendung ist von der Lichtstärke der Lampe abhängig und variiert zwischen zwei Stunden (2.500 Lux) und 30 Minuten (10.000 Lux). Wenn Sie sich abends vor die Lampe setzen, müssen Sie unter Umständen mit Einschlafstörungen rechnen. Die regelmäßige, morgendliche Anwendung ist sehr sinnvoll, um den Schlaf-Wach-Rhythmus, welcher bei Depressiven gestört ist, richtig zu takten und die innere Uhr „neu zu stellen.“. Die gute Nachricht ist: Man kann vor der Lampe unter anderem lesen, essen oder schreiben. Der Abstand sollte 50 cm betragen, mit steigendem Abstand verringert sich die Luxzahl deutlich. Die in der Rhein-Jura Klinik verwendeten Lichttherapiegeräte haben eine Lichtstärke von 10.000 Lux, unseren Patienten empfehlen wir demnach eine tägliche frühmorgendliche Therapieeinheit von 30 Minuten. Ein positiver Effekt kann nach 3-5 Tagen wahrgenommen werden, ein Abklingen nach Einstellen der Therapie ist nach ca. 7-10 Tagen zu beobachten.
Kann es auch zu Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen bei der Lichttherapie kommen?
Es kann gelegentlich vorkommen, dass Ihre Augen gereizt sind, Sie Kopfschmerzen bekommen oder Ihre Haut trocken wird. Diese Beschwerden gehen aber nach wenigen Stunden wieder zurück. Das vereinzelt beobachtete Umschlagen eines depressiven in einen leicht manischen Zustand tritt auch im Spontanverlauf oder bei medikamentöser Therapie bipolarer Patienten (manisch-depressives Syndrom) auf, ist aber keine typische Nebenwirkung der Lichttherapie. Schäden und ernste Nebenwirkungen wurden bisher nicht beobachtet, Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen sind Rarität. Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut, das oft als pflanzliches Antidepressivum bei leichten und mittelschweren Depressionen eingesetzt wird, sowie Antibiotika (Tetracycline, Sulfonamide). Diese Medikamente enthalten Wirkstoffe, die zur Photosensibilisierung, d.h. Lichtüberempfindlichkeit führen können. In diesen Fällen muss das Behandlungskonzept gemeinsam mit dem Arzt abgestimmt werden.