Burnout

Burn-out bei Müttern: Therapie, Hilfe & Tipps

Im Laufe unseres Lebens nehmen wir viele Rollen ein. Wir sind Tochter oder Freundin, Geliebte, Arbeitskollegin oder auch Vorgesetzte. Doch keine Rolle ist so komplex wie die einer Mutter. Dass diese vielfach überfordern kann und Mütter bis an die Grenzen der Belastbarkeit bringt, ist keine Seltenheit.

24 Stunden im Einsatz

Muttersein ist ein Fulltime-Job: Kinderpflege, Unterhaltungs-, Erziehungs- und Sportprogramm. Tägliche Mahlzeitenrituale, möglichst frisch zubereitet und bitte gerne vom Markt – saisonal und regional. Freundschaften pflegen – zu anderen Müttern und deren Kindern, alte Freundschaften bloß nicht vergessen und hegen. Kinder trösten. Verarzten. Ermahnen. Tobsuchtanfälle aushalten. Konsequenz lernen. Selbstzweifel ertragen. Nebenbei Haushalt, Rechnungen überweisen und nicht den Anschluss an den ehemals (womöglich mühsam) erlernten Beruf verlieren. Arbeiten gehen. Eigenes Geld verdienen. Sich nicht „aushalten“ lassen, wie manche meinen. Vielleicht zurück auf die Karriereleiter. Ganz sicher aber zurück zur alten Figur. Begehrlich bleiben. Sexy sein. Drei Kinder haben, aber bloß nicht so aussehen.

Erschöpft durch Dauerstress

Diese Aufzählung gibt einen guten Einblick in die To-do-Liste vieler Mütter. Doch während ein regulärer Job irgendwann am Tag endet, sind Mütter permanent im Einsatz: 24 Stunden an sieben Tagen. Ohne Pause. Dafür ernten Mütter in der Regel weder Lob, noch erhalten sie dafür ein entsprechendes Gehalt, geschweige denn eine Gehaltserhöhung. Diese mangelnde Anerkennung zählt in Kombination mit ständiger Zeitnot und höchster körperlicher sowie psychischer Anforderung zu den Top-Belastungsfaktoren unter Müttern. Hinzu kommt ein Wandel der Familienstrukturen, der zwar Gleichberechtigung suggeriert, in der Realität aber oftmals nicht vollständig gelebt wird. Noch immer ist es zumeist die Frau, die der Familie zuliebe – oft bedingt durch das geringere Gehalt – eine berufliche Auszeit nimmt. Der tägliche Widerspruch zwischen Erwartung von Gleichberechtigung in Rollen- und Arbeitsteilung und der tatsächlichen traditionellen Rollenverteilung kann ebenfalls zu einem Gesundheitsrisiko werden. „Vieles hat sich verbessert in den vergangenen Jahrzehnten, doch klassische Haushaltsroutinen wie waschen, putzen, bügeln, einkaufen, Kinder zum Arzt bringen, den Kindergeburtstag organisieren und vieles mehr, ist immer noch Müttersache, auch wenn sie berufstätig sind“, so Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, dazu. Dass sich somit auf der Belastungsskala einiges anhäuft, was an den körperlichen Kräften zehrt und emotional für Zündstoff sorgt, ist augenscheinlich. Nicht wenige Frauen geraten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Burn-out bei Müttern ist keine Seltenheit mehr.

Was ist Burn-out?

Wenn der Dauerstress sich nicht mehr abschalten lässt und in einen chronischen emotionalen sowie physischen Erschöpfungszustand übergeht, spricht man vom Burn-out Syndrom. Betroffene fühlen sich ausgebrannt, sie sind kraftlos, antriebsarm, reizbar und nicht belastbar. Mangelnde Konzentration und Motivation sind typische Begleitumstände. Hinzu kommen oftmals körperliche Symptome wie beispielsweise Schlafstörungen, Angstzustände, Kopfschmerzen oder auch Essstörungen. Genaue Zahlen zu Betroffenen gibt es nicht, da das Krankheitsbild sehr unterschiedlich sein kann und die Dunkelziffer hoch ist. Das Müttergenesungswerk gibt an, dass die Zahl der Mütter mit Erschöpfungssyndrom bis hin zum Burn-out in den letzten 10 Jahren um 37 Prozentpunkte gestiegen sei. Schätzungen gehen davon aus, dass jede fünfte Mutter betroffen ist. Häufig suchen gerade Mütter viel zu spät Hilfe. Viele versuchen, dem hohen Erwartungsdruck bis zuletzt zu entsprechen, und reagieren erst, wenn nichts mehr geht.

Tipps bei Burn-out und Erschöpfungszuständen

Der eigene Anspruch, perfekt zu sein und alle Rollen zu 100 % zu erfüllen, hemmt noch immer viele Mütter, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Doch wie bei jeder Erkrankung gilt auch hier: je eher desto besser. Lernen Sie, Hilfe zu akzeptieren:

  • Erste Hilfe kann tatkräftige Entlastung durch andere Familienmitglieder oder Freunde sein. Schwäche zeigen ist keine Schwäche.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Partner. Suchen Sie gemeinsam Wege aus der Dauerbelastung und identifizieren Sie Entlastungsmöglichkeiten.
  • Bei Burn-out und Erschöpfungszuständen ist Ihr Hausarzt der erste Ansprechpartner. Er wird Sie zu weiteren Schritten und Therapiemaßnahmen beraten.
  • Möglicherweise kommt eine Mutter-Kind-Kur für Sie infrage. Rund 50.000 Mütter und ihre Kinder nehmen im Jahr an solchen Kuren in den Kliniken des Müttergenesungswerks teil. Die Beratungsstellen des Müttergenesungswerks beraten hierzu umfassend.
  • Zudem gibt es auch Kurse zur Burn-out-Prävention an. Das können zum Beispiel Kurse zum Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenes Training sein.

Um gar nicht erst in die berüchtigte „Burn-out-Falle“ zu tappen, sollten Sie sich Methoden zur Stressbewältigung als Prävention aneignen:

  • Ob Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung. Ermöglichen Sie Ihrem Geist eine Auszeit. Gönnen Sie Ihrem Körper eine Pause.
  • Gesunde Ernährung und eine ausgeglichene Lebensführung sowie ausreichender Schlaf sind essenziell für das eigene Wohlbefinden.
  • Planen Sie Entspannung als Programmpunkt in den Tagesablauf ein. Gehen Sie zum Beispiel spazieren, nehmen Sie ein Vollbad oder treffen Sie sich mit einer guten Freundin.