Sie machen von Zeit zu Zeit durch Warnstreiks auf harte Arbeitsbedingungen aufmerksam – Lehrer sind überlastet und überdurchschnittlich häufig vom Burnout-Syndrom betroffen.
Keine Berufsgruppe ist größeren Vorurteilen ausgesetzt: 12 Wochen Ferien, ein unkündbarer Arbeitsplatz, nachmittags frei und trotzdem immer am Jammern! Doch die Realität sieht anders aus: Lehrer werden in letzter Zeit durch immer neue und massive Veränderungen im Schulsystem extrem gefordert. Daneben sind sie regelmäßig hohem Stress und psychischer Belastung ausgesetzt, die häufigste Ursache für Burnout. Aktuelle Studien belegen, dass Lehrer mit einer Vollzeitstelle im Schnitt 51 Stunden pro Woche arbeiten. Die beruflichen Aufstiegschancen sind auch bei großem Engagement eher gering: Wer seine Gehaltsklasse verbessern will, muss dafür meist weitere Mehrarbeit leisten. Fast 30 Prozent der Lehrer haben aufgrund der hohen Belastung signifikante Probleme mit ihrer seelischen Gesundheit.
Wenn jetzt auch noch, wie angekündigt – Stellenstreichungen und Aufschub der Tariferhöhung kommen – steigt die Frustration und damit die Gefahr des inneren Rückzugs. Erschöpfung, Leere und Kraftlosigkeit können auftreten, Anzeichen für sogenannte Burnout bezogene Störungen.
„Wer in dieser Weise erschöpft und ausgebrannt ist, hat auch keine Kraft mehr, aufzutanken“, erklärt der Psychiater und Psychotherapeut Prof. Dr. Michael Berner. Als Chefarzt der Bad Säckinger Rhein-Jura Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie hat er immer häufiger mit solchen Patienten zu tun: Laut einer Studie der AOK sind die Krankheitszeiten aufgrund von Burn out zwischen 2004 und 2010 um das neunfache angestiegen – auffällig oft betroffen sind Lehrer.
Gerade in den Sommerferien nutzten viele Betroffene die freie Zeit für einen Aufenthalt in einer Klinik – trotz des großen Leidensdrucks und wegen des enormen Verantwortungsgefühls für Ihre Schüler oft erst sehr spät, wie Prof. Michael Berner berichtet: „Manche unserer Patienten haben es geradezu verlernt, gut zu sich selbst zu sein. Den eigenen körperlichen und seelischen Bedürfnissen gegenüber achtsam zu sein und z.B. wieder mit Lebensfreude eine Mahlzeit einzunehmen – dass müssen viele ausgebrannte Lehrer erst wieder ganz neu einüben.“, so der Klinikchef.
Eine Änderung der inneren Grundeinstellung sei immer wichtig, ein Patentrezept für die Behandlung einer solchen seelischen Krise gibt es aber nicht: „Wir müssen den Patienten erst sehr genau kennenlernen bevor wir aus den zahlreichen Behandlungsbausteinen wie etwa verschiedenen Gesprächs- und Entspannungstherapien das Passende auswählen“, so Prof. Michael Berner. Wesentliches Ziel sei es, den Patienten Strategien mitzugeben, einen effektiveren Umgang mit der eigenen Kraft und vor allem im Umgang mit Stress zu vermitteln, die im Berufsalltag fortwirken – und Rückfälle verhindern sollen.