Menschen können für herausfordernde Erlebnisse offenbar zwei Arten von Gedächtnis bilden: ein „negatives“ oder ein „positives“.
Fallschirmspringen, Bungee oder Base Jumping – vielen Menschen wird schon bei der Vorstellung daran schlecht. Andere betreiben diese oder ähnlich risikoreiche Extremsportarten regelmäßig und suchen nach immer neuen Herausforderungen. Doch warum tun sie das? Geht es eher um das Erleben von Angst und Adrenalinschub – oder um die Erleichterung, wenn alles gut gegangen ist?
Mögliche Hinweise zur Beantwortung dieser Fragen liefert eine gemeinsame Untersuchung von Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg und der Universität Würzburg.
Die Idee für die Studie kam von unerwarteter Seite: aus der Forschung mit Fliegen. Man hatte festgestellt, dass Fliegen, wenn sie erst einen Duft präsentiert bekommen und anschließend einen leichten Stromschlag erhalten, lernen, den Duft zu meiden (Vorwärts-Lernen). Wurde der Duft hingegen erst nach dem Stromschlag präsentiert, sozusagen, dann, wenn der Schmerz nachließ (Rückwärts-Lernen), löste er keine solche Reaktion aus – im Gegenteil: Die Tiere „flogen auf den Duft“. In Versuchen mit Menschen konnten identische Reaktionen beobachtet werden.
Anscheinend können sowohl Fliegen und Ratten als auch Menschen für schmerzhafte Erlebnisse zwei Arten von Gedächtnis bilden: ein „negatives“ und ein „positives“. Ob ein jeweiliger Umgebungsreiz als unangenehm oder angenehm erinnert wird, ist demnach eine Frage des Timings: Je nachdem, ob der Reiz vor oder nach dem Ereignis auftritt, aktiviert er unterschiedliche Gehirnbereiche.
Die Forscher vermuten, dass es das Gleichgewicht zwischen den zwei Gedächtnissen sein könnte, das einen Einfluss auf die Entstehung von zum Beispiel Angsterkrankungen oder post-traumatischen Belastungsstörungen oder aber auch hochriskantem Verhalten hat. (Quelle: Psych report)
Zu diesem Thema finden Sie hier einen Online Vortrag von Dr. Andreas Jähne.