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Trauma bei Kindern und Jugendlichen: Ursachen, Symptome und Wege zur Heilung

Traumatische Erlebnisse können tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben. Unabhängig davon, ob ein Unfall, Gewalt, Missbrauch oder andere belastende Ereignisse ursächlich sind - die Folgen eines Traumas sind nicht nur vielschichtig, sondern können das gesamte Leben beeinflussen. 

Definition und Ursachen von Trauma bei Kindern

Ein Trauma entsteht bei Kindern infolge eines zunächst undefinierten Erlebnisses, das die emotionale oder physische Sicherheit stark gefährdet. Etwaige Erlebnisse überfordern Kinder, da sie nicht in der Lage sind, die Situation zu verstehen oder diese gar zu bewältigen. Das Resultat daraus sind oftmals intensive Gefühle von Furcht, Entsetzen und Hilflosigkeit. In Summe können diese überwältigenden Emotionen dazu führen, dass die emotionale Entwicklung nachhaltig beeinflusst wird.

Per Definition handelt es sich bei einem Trauma um eine tiefgreifende emotionale Reaktion auf ein belastendes Ereignis. Dieses unterscheidet sich maßgeblich von alltäglichen Stresssituationen, der Intensität sowie den langfristigen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und das Verhalten eines Kindes.

Die Ursachen eines Traumas können vielfältig sein. Oftmals sind es Unfälle oder unerwartete Naturereignisse wie Brände oder Überschwemmungen, die bei Kindern ein intensives Gefühl von Furcht und Hilflosigkeit auslösen. Ein weiterer Faktor ist nicht selten physischer, emotionaler oder sexueller Missbrauch.

Auch der Tod von nahestehenden Personen oder Familienmitgliedern oder die Trennung der Eltern können eine traumatische Erfahrung für Kinder darstellen, in deren Folge sie starke emotionale Reaktionen zeigen.

Weitere potenzielle Auslöser sind unter anderem:

  • Krankheit und medizinische Eingriffe
  • Mobbing und soziale Ausgrenzung
  • Krieg und Flucht

Grundsätzlich sind Emotionen eine natürliche Reaktion auf eine traumatische Erfahrung. Furcht entsteht dabei durch die Wahrnehmung einer unmittelbaren Gefahr, Entsetzen durch das Unvorstellbare oder Schockierende des Ereignisses und Hilflosigkeit durch das Fehlen von Kontrolle oder Unterstützung. Manifestieren sich diese Emotionen, können sie zu langfristigen psychischen sowie emotionalen Herausforderungen werden. Umso wichtiger ist es, Verständnis für die Ursachen zu haben und traumatisierte Kinder der notwendigen Hilfe zuzuführen, die sie nach einem solchen Ereignis benötigen.

Arten von Traumareaktionen und ihre Unterschiede

Ein Trauma bei Kindern kann sich auf unterschiedliche Weise manifestieren und ist maßgeblich vom Alter, der Persönlichkeit sowie der Art des erlebten Traumas abhängig.

Akute Belastungsreaktion

Eine akute Belastungsreaktion tritt unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis auf und äußert sich durch eine Vielzahl intensiver Symptome wie Ängsten, Panikattacken, Schockzuständen oder Verwirrung. Nicht selten führt ein solches Trauma dazu, dass Kinder immer wieder an den auslösenden Moment denken müssen. Die Folgen daraus können Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten sowie unkontrollierbare Emotionen sein.

Posttraumatische Belastungsstörung

Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS, handelt es sich um ein Trauma, dessen Symptome auch nach mehr als vier Wochen noch andauern und sich die Belastungsreaktionen während dieser Zeit zunehmend verstärken. Traumatisierte Kinder mit PTBS durchleben wiederkehrende, belastende Erinnerungen an das Trauma. Infolgedessen versuchen Sie, Situationen zu vermeiden, die Erinnerungen an das Trauma hervorrufen können. Zudem zeigen sich häufig Schwierigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher Situationen und Aufgaben. Eine posttraumatische Belastungsstörung erfordert deshalb stets eine spezialisierte Behandlung, um die Symptome zu lindern und das Kind auf dem Weg der Genesung zu unterstützen.

Komplexe PTBS

Von einer komplexen PTBS ist die Rede, wenn ein Kind wiederholt traumatisierenden Erfahrungen ausgesetzt ist, die sich bisweilen über einen längeren Zeitraum erstrecken. Für ein solches Trauma gibt es ebenfalls zahlreiche potenzielle Auslöser. Chronische Vernachlässigung, Missbrauch sowie Kriegsgebiete gehören zu den häufigsten Ursachen für eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung. Die Symptome einer komplexen PTBS sind in der Regel schwerwiegender und können tiefgreifende Störungen der persönlichen Identität, der Selbstwahrnehmung und der zwischenmenschlichen Beziehungen zur Folge haben.

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Symptome und deren Auswirkungen

Ein Trauma wie etwa eine posttraumatische Belastungsstörung kann mit einer Vielzahl an Symptomen einhergehen. Je nach Art des Traumas sowie der Persönlichkeit des Kindes können dabei einzelne oder mehrere Symptome in Kombination auftreten.

Belastende Gedanken und Flashbacks

Belastende Gedanken und Flashbacks sind typische sowie gleichermaßen häufige Symptome, bei denen Kinder infolge des Erlebten immer wieder mit intensiven Erinnerungen an das Trauma konfrontiert sind. Vergleichbare Reize oder Ereignisse führen dann dazu, dass Kinder emotional überwältigt werden. Vor allem Flashbacks äußern sich durch starke emotionale Reaktionen wie Angst, Panik oder Verwirrung, da Kinder währenddessen das Trauma erneut durchleben.

Übererregbarkeit und damit verbundene Schwierigkeiten

Eine weitere potenzielle Folge eines Traumas ist Überregbarkeit. Diese äußerst sich durch eine leichte Reizbarkeit sowie emotionale Instabilität. Bereits kleine Anlässe können zu starken emotionalen Reaktionen führen und sich durch Wut oder Aggression äußern. Damit einher gehen oftmals Schwierigkeit im sozialen Umfeld sowie Probleme bezüglich der Konzentration und Leistungsfähigkeit in der Schule sowie bei anderen Aktivitäten.

Vermeidungsverhalten und soziale Rückzüge

Kinder, die ein Trauma erlebt haben, entwickeln oft Vermeidungsverhalten. Da sie vergleichbare Situationen mit dem Trauma assoziieren, nehmen sie Abstand davon. Dabei muss es sich keinesfalls um eine konkrete Situation handeln, die mit dem Trauma vergleichbar ist. Mitunter reicht bereits ein Gesprächsinhalt, um etwaige Erinnerungen hervorzurufen, welche dazu führen, dass sich das Kind isoliert und zunehmend Schwierigkeiten entwickelt, Vertrauen aufzubauen oder dieses wiederzuerlangen.

Diagnose und Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen

Um ein Trauma bei Kindern erfolgreich behandeln zu können, ist eine genaue Diagnose sowie die Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen unerlässlich. Hierbei spielen insbesondere die genaue Beobachtung des Verhaltens sowie die Expertise psychotherapeutischer Fachleute eine wichtige Rolle.

Im Fokus der Diagnose stehen die bereits angeführten typischen Trauma-Symptome wie Vermeidungsverhalten, Flashbacks sowie belastende Erinnerungen, Überregbarkeit und kognitive sowie emotionale Veränderungen. Mithilfe einer detaillierten Beobachtung durch psychotherapeutische Fachleute ist es möglich, ein Trauma oder eine posttraumatische Belastungsstörung von anderen Krankheitsbildern abzugrenzen.

Die Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen wie Angststörungen, Depressionen oder Verhaltensstörungen ist zwingend notwendig, da traumabezogene Symptome sich oftmals überlappen.

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Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützungsansätze

Nach einer traumatischen Erfahrung ist eine gezielte und gleichermaßen einfühlsame Behandlung essenziell, um betroffenen Kindern nicht nur zu helfen, sondern sie bei ihrem Genussprozess bestmöglich zu unterstützen. Hierbei können mehrere Ansätze infrage kommen, die je nach Trauma und dessen Intensität genutzt werden.

Der Wert eines stabilen Umfelds

Ein stabiles und unterstützendes Umfeld ist der erste Schritt zur Genesung nach einem Trauma. Ob Familienmitglieder, Lehrer oder Erzieher - sie alle sollten dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Hilfreich können dabei feste alltägliche Strukturen und Routinen sein, die dem Kind zusätzliche Sicherheit und Orientierung im Alltag bieten.

Bedeutung der Traumatherapie

Eine Traumatherapie in Form von Spiel- oder Kunsttherapien hat sich in vielen Fällen bei Kindern bewährt, die eine posttraumatische Belastungsstörung aufweisen. Sie können ihnen dabei helfen, ihre Emotionen auszudrücken und das Erlebte zu verarbeiten. Mithilfe spielerischer Aktivitäten lassen sich Bewältigungsstrategien entwickeln. Traumatisierte Kinder profitieren davon, da es ihnen dabei hilft, belastende Emotionen zu regulieren.

Medikamente bei Begleiterkrankungen

Komplexe Krankheitsbilder wie eine posttraumatische Belastungsstörung erfordern mitunter den Einsatz von Medikamenten, um Begleiterkrankungen zu lindern. Da ein Trauma nicht selten mit Angststörungen oder Schlafstörungen einhergeht, können Psychopharmaka dazu beitragen, die Symptome zu lindern. Eine solche Medikation sollte allerdings stets in Absprache und unter stetiger Kontrolle eines Kinderpsychiaters erfolgen, da dieser bei Bedarf die Medikation justieren kann.

Unterstützung durch die Oberberg Kliniken

In den Oberberg Kliniken bieten wir spezialisierte Traumatherapien an, die minutiös auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen nach traumatischen Ereignissen zugeschnitten sind. Durch gezielte therapeutische Ansätze können Kinder und Jugendliche bei uns lernen, mit den Folgen eines Traumas umzugehen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Da traumatisierte Kinder eine besondere Behandlung mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen erfordern, legen wir großen Wert auf ein Patienten-Therapeuten-Verhältnis von höchstens 3:1. Damit möchten wir sicherstellen, dass jedes Kind durch uns die Zuwendung erfährt, die für die Heilung notwendig ist.

Ein interdisziplinäres Team von Ärzten, Psychologen, Psychotherapeuten, Pädagogen und weiteren Fachkräften arbeitet in den Oberberg Kliniken eng zusammen, um für jedes Kind einen individuellen Therapieplan erstellen zu können. Ein solcher Plan berücksichtigt dabei die spezifischen Bedürfnisse des Kindes sowie seine persönliche Geschichte und Lebenssituation.

Das Ziel der Oberberg Kliniken ist es, die langfristige psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nach einem Trauma zu fördern. Neben der Akutbehandlung liegt der Fokus unserer Arbeit auf der Stärkung der Resilienz sowie der Entwicklung unterschiedlicher Bewältigungsstrategien.

Kontaktaufnahme Sie können sich jederzeit an uns wenden – vertrauensvoll und diskret

Sie möchten mehr Informationen zu unserem Behandlungsangebot, zur Ausstattung in den Kliniken oder zum Tagesablauf in einer unserer Kliniken? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns persönlichen Kontakt unter der Telefonnummer 030 - 26478919 aufnehmen. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

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FAQ – häufig gestellte Fragen

Ein Trauma bei Kindern und Jugendlichen entsteht durch ein belastendes Ereignis, das ihre emotionale oder physische Sicherheit stark bedroht. Dies kann zu lang anhaltenden negativen Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit führen und bedarf einer fürsorglichen, medizinischen Behandlung.

Ein mögliches Trauma bei Kindern und Jugendlichen kann sich durch verschiedene Symptome äußern. Vor allem intensive Ängste, Albträume, Flashbacks, Überregbarkeit sowie ein plötzliches Vermeidungsverhalten sind ernsthafte Anzeichen für ein vorliegendes Trauma. Sofern Eltern etwaige Symptome bei ihren Kindern erkennen, sollten sie umgehend einen Arzt aufsuchen, selbst wenn mögliche Ursachen zunächst nicht erkennbar sind.

Eine posttraumatische Belastungsstörung ist das Resultat eines schweren Traumas. Dennoch ist es möglich, dass sich Kinder und Jugendliche durch angemessene Unterstützung, therapeutische Ansätze und ein stabiles soziales Umfeld davon erholen und langfristig lernen, wie sie mit den Symptomen umgehen und ihre psychische Gesundheit verbessern können.

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