Toxische Beziehung: Definition, Hintergründe und Wege zur Bewältigung und Heilung
Eine toxische Beziehung kennzeichnet sich durch toxisches Verhalten. Dieses umfasst beispielsweise psychische Gewalt, emotionalen Missbrauch, Manipulation und ein starkes Ungleichgewicht zwischen beiden Partnern. Da sich derartige Verhaltensweisen häufig schleichend entwickeln, wird eine ungesunde Dynamik in einer Partnerschaft oftmals erst zu einem späten Zeitpunkt identifiziert. Toxische Beziehungen können jedoch mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit verbunden sein. Aus diesem Grund sollten Betroffene möglichst schnell handeln und die Partnerschaft hinter sich lassen. Eine professionelle Therapie kann dabei helfen, die psychischen Folgen der destruktiven Beziehung zu überwinden und zu heilen.
Identifizierung, Bewältigung und Heilung von toxischen Beziehungen
In jeder gesunden Partnerschaft kommt es gelegentlich zu Konflikten. Personen, die Teil einer toxischen Beziehung sind, sind sich ihrer Situation deshalb oftmals nicht bewusst oder versuchen, die Bindung vor sich selbst und anderen Menschen zu rechtfertigen. Um sich rechtzeitig auf den Weg der Heilung zu begeben, muss toxisches Verhalten erst einmal als solches erkannt werden.
Definition Was ist eine toxische Beziehung?
Obwohl bislang keine wissenschaftliche Definition für toxische Beziehungen existiert, gibt es mehrere Merkmale und Verhaltensweisen, mithilfe derer diese identifiziert werden können. Im Allgemeinen kann eine zwischenmenschliche Beziehung als toxisch bezeichnet werden, wenn sie bei einem oder beiden Beteiligten regelmäßig psychische oder körperliche Leiden auslöst. In den meisten Fällen ist eine derartige Partnerschaft von einem Mangel an Gleichberechtigung beziehungsweise einer einseitigen Abhängigkeit gekennzeichnet. Häufig schwanken toxische Partnerschaften permanent zwischen Extremen - auf sehr positive Empfindungen folgen unvorhersehbar und plötzlich sehr negative Emotionen. Oft kommt es zu Erniedrigungen und verletzenden Äußerungen durch einen der Beteiligten sowie einer Idealisierung und Verteidigung des verletzenden Verhaltens durch dessen Partner.
Bei toxischen Beziehungen handelt es sich um dysfunktionale Beziehungen. Eine derartige zwischenmenschliche Bindung kann sich gegebenenfalls durch eine klassische Täter-Opfer-Konstellation äußern, doch dies ist nicht immer der Fall. Meist resultiert eine destruktive Dynamik aus dem Aufeinandertreffen zweier sehr unterschiedlicher Persönlichkeits- beziehungsweise Beziehungstypen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn einer der Partner deutlich mehr Zeit und Mühe in die Beziehung investiert als der andere. Häufig stehen die Bedürfnisse des einen Partners im Vordergrund, während dem anderen Partner die Rolle zufällt, diese zu befriedigen beziehungsweise dessen Erwartungen zu erfüllen. In Folge wird die toxische Beziehung stark von egoistischem, kontrollierendem und abwertendem Verhalten durch den dominanten Beziehungspartner geprägt.
Nicht nur Liebesbeziehungen, sondern auch alle anderen zwischenmenschlichen Beziehungen können sich durch eine toxische Dynamik auszeichnen.
Toxisches Verhalten kann in folgenden Partnerschaften entstehen:
- Freundschaften
- Verwandtschaftlichen Beziehungen
- Arbeitsverhältnissen, beispielsweise zwischen Chef und Angestellten
- Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern sowie Trainern und Sportlern
Ursachen Ursachen und Dynamik toxischer Beziehungen
Besonders häufige Ursachen toxischer Beziehungen sind Missbrauch und emotionaler Mangel in der Kindheit, Abhängigkeit und emotionale Manipulation. Häufig nehmen Menschen, die während ihrer Kindheit einen Mangel an Zuneigung durch ihre engsten Bezugspersonen erlitten haben, in einer toxischen Partnerschaft die Rolle des schwachen, nachgiebigen Partners ein. Daneben geraten häufig Menschen, die an Depressionen oder anderen psychischen Problemen leiden oder in einer vorübergehenden Lebenskrise stecken, in diese Position.
Häufig entsteht eine toxische Dynamik zudem, wenn einer der beiden Beteiligten Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung aufweist. Der Partner, der die dominierende Rolle einnimmt und durch toxisches Verhalten auffällt, bindet den schwächeren Partner zunächst durch ein Übermaß an Zuneigung und Komplimente an sich. Auf diese positive Phase folgt jedoch früher oder später eine negative Phase, die durch Abwertung, Manipulation, psychische Gewalt und unangenehme Gefühle gekennzeichnet ist. Im Anschluss erfolgt häufig eine Trennungsphase, während einer der Partner Abstand sucht und nach einiger Zeit wieder in die Beziehung zurückkehrt. Wenn dieser Kreislauf nicht beendet wird, kommt es oft zu einer Wiederholung der bereits durchlebten Phasen.
In vielen Fällen sind toxische Beziehungen von folgender Dynamik gekennzeichnet:
- Positive Phase: Zuneigung, Komplimente und angenehme Emotionen
- Negative Phase: Abwertung und Manipulation durch einen Partner, die negative Gefühle im anderen Partner auslösen
- Trennungsphase: Vorübergehende Entfernung eines Beteiligten und Rückkehr nach einem gewissen Zeitraum
- Wiederholung der Phasen oder Ende der Beziehung
psychische Folgen Psychische Folgen einer toxischen Beziehung auf die Betroffenen
Toxische Beziehungen sind mit weitreichenden emotionalen, psychischen und physischen Auswirkungen auf die Betroffenen verbunden. Auf lange Sicht können sie das Selbstwertgefühl der Beteiligten so stark beeinträchtigen, dass daraus ernstzunehmende psychische Folgen resultieren. Bei Verdacht auf eine toxische Partnerschaft ist es deshalb entscheidend, die Beziehungsdynamik genauer zu beobachten und schnellstmöglich herauszufinden, ob es sich tatsächlich um eine destruktive Beziehung handelt.
Ungesunde Partnerschaften sind meist von extremen Gefühlen und starken emotionalen Schwankungen geprägt. Auf eine leidenschaftliche und glückliche Phase, in der sich beide Partner nah und stark miteinander verbunden fühlen, folgt häufig ein Gefühl der Distanz. Dieses wird in der Regel von Kritik, Abwertung und verletzenden Verhaltensweisen begleitet. Meist geht diese Abwehr- oder Angriffshaltung nur von einer der beteiligten Personen aus. Der dominante Partner fühlt sich oft überlegen und versucht, seinem Partner das Gefühl zu vermitteln, dass er im Recht sei. Der schwächere Partner fühlt sich deshalb verunsichert, verletzt und erleidet starke Verlustängste.
In Folge verliert der oder die Betroffene einen Teil seiner Autonomie und der dominante Partner erhält zunehmende Kontrolle über die Beziehung. Viele Personen, die in einer toxischen Beziehung die schwächere Rolle einnehmen, machen sich deshalb abhängig von den Entscheidungen ihres Partners und fühlen sich nicht mehr in der Lage, selbstständig zu leben. Häufig kommt es zu einer Co-Abhängigkeit, bei der die persönlichen Bedürfnisse bis hin zur völligen Selbstaufgabe in den Hintergrund rücken. Toxische Beziehungen führen zudem häufig zu einem sozialen Rückzug eines oder beider Beteiligten. Gegebenenfalls kommt es zur Vernachlässigung der eigenen Interessen, der Arbeit oder anderer sozialer Beziehungen, beispielsweise zur Familie und zu Freunden. In diesem Zusammenhang kann es durch toxisches Verhalten zu deutlichen Veränderungen im Verhalten und in der Persönlichkeit kommen.
Toxische Beziehungen können nicht nur schwerwiegende psychische Folgen haben, sondern auch mit Auswirkungen auf die physische Gesundheit verbunden sein. Viele Betroffene klagen über permanente Erschöpfung und Ermüdung auf geistiger und körperlicher Ebene. Weiterhin kann es zu Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, erhöhter Reizbarkeit, Gewichtszunahme oder -abnahme, Depressionen, Angstzuständen und diversen weiteren Symptomen und Erkrankungen kommen.
Kann eine toxische Beziehung gerettet werden?
Auch wenn eine Beziehung bereits als toxisch erkannt wurde, verspüren viele Beteiligte weiterhin den Wunsch, mit dem Partner zusammenzubleiben. Viele Betroffene stellen sich deshalb die Frage, ob es möglich ist, die toxische Partnerschaft in eine gesunde Beziehung umzuwandeln. Ob dies tatsächlich möglich ist, hängt jedoch von zahlreichen Faktoren ab. Grundvoraussetzung für nachhaltige Veränderungen in einer Beziehung ist die Bereitschaft beider Partner, an ihrem Verhalten zu arbeiten. In diesem Fall kann eine professionelle Paartherapie dabei helfen, ungesunde Dynamiken zu identifizieren und neue Verhaltensweisen zu entwickeln. Wenn nur ein Partner bereit für Veränderungen ist, ist es auf lange Sicht leider nicht möglich, die Beziehungsdynamik zu verbessern. Zudem sollten sich Betroffene bewusst machen, dass der Wunsch nach dem Festhalten an der ungesunden Beziehung aus Abhängigkeit nach dem Partner resultieren kann. Es empfiehlt sich, darüber zu reflektieren, ob die Beziehung aus Liebe oder eher aus Angst vor dem Alleinsein besteht.
Therapeutische Ansätze bei toxischen Beziehungen
Menschen, die Teil einer toxischen Beziehung sind oder waren, erleben in der Regel sehr intensive Emotionen wie Traurigkeit, Wut, Enttäuschung und Angst, aber auch Erleichterung und Glück. Infolge dieser starken, oft überfordernden Gefühle und der damit verbundenen negativen Gedanken neigen viele Betroffene zu ungesunden Verhaltensweisen wie erhöhtem Alkoholkonsum oder der Entwicklung anderer Abhängigkeiten. In besonders schweren Situationen können infolge einer toxischen Beziehung zudem Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung wie Schlafstörungen, Angst, Flashbacks und Überempfindlichkeit auftreten. In all diesen Fällen ist es empfehlenswert, sich in professionelle Behandlung zu begeben. Qualifizierte Therapeuten können Betroffenen dabei helfen, toxische Beziehungen zu erkennen, diese aufzulösen und mit deren Auswirkungen umzugehen.
Es können diverse therapeutische Methoden angewandt werden, um die Auswirkungen einer toxischen Partnerschaft zu heilen. Zu den bewährten Ansätzen gehören beispielsweise Traumatherapie, Schematherapie und EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), eine Psychotherapieform zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen. Da toxische Partnerschaften oftmals in Folge emotionalen Missbrauchs während der Kindheit und anderer traumatischer Erlebnisse entstehen, ist es zudem empfehlenswert, die zugrundeliegenden Ursachen der destruktiven Dynamik aufzudecken und diese zu behandeln. Insbesondere dann, wenn die toxische Beziehung in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Persönlichkeitsstörungen auftritt, ist eine stationäre Behandlung in einer Fachklinik empfehlenswert. Auf diese Weise können nicht nur die Auswirkungen der Partnerschaft geheilt werden, sondern es kann in vielen Fällen auch vermieden werden, dass Betroffene in der Zukunft erneut in destruktive Dynamiken geraten.
Oberberg Kliniken Behandlung der Auswirkungen einer toxischen Beziehung in den Oberberg Kliniken
Die Oberberg Kliniken begleiten Menschen auf ihrem Weg zurück in ein gesundes Leben und unterstützen sie bei der Bewältigung toxischer Beziehungen und anderer seelischer Krisensituationen. Der deutschlandweit führende Qualitätsverbund privater Fachkliniken in Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie verfügt über städtisch angebundene und ruhig gelegene Fachkliniken, die sowohl vollstationäre, als auch tagesklinische Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in allen Lebensphasen anbieten. Das fachübergreifende Klinikteam ist jederzeit ansprechbar und legt großen Wert auf eine professionell und menschlich qualitativ hochwertige Beziehung zwischen Patienten und Therapeuten. Dieser Ansatz ermöglicht, auf jedes Krankheitsbild individuell einzugehen.
In den Oberberg Kliniken erfolgt eine fachgerechte, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Behandlung nach den neuesten wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen. Durch die Möglichkeit der Behandlung diverser Krankheitsbilder, die häufig im Zusammenhang mit toxischen Partnerschaften auftreten, sind Betroffene von destruktiven Beziehungen in den Fachkliniken bestens aufgehoben. Zu diesen Krankheitsbildern gehören beispielsweise Angststörung, Bipolare Störung, Borderline und andere Persönlichkeitsstörungen, Depression, Stress- und Traumafolgestörungen, Schlafstörungen sowie Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen. Durch eine Kombination aus bewährten und innovativen Psychotherapien, Entspannungsverfahren, Biologische Therapieverfahren und weitere Behandlungsmethoden erfolgt eine Therapie, die optimal auf die persönlichen Bedürfnisse jedes Patienten und jeder Patientin angepasst ist. So erhalten Betroffene die Möglichkeit, sich ganzheitlich und langfristig von den Folgen einer toxischen Beziehung zu regenerieren und den Weg zurück in ein gesundes und glückliches Leben zu finden.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Eine toxische Beziehung ist eine dysfunktionale zwischenmenschliche Beziehung. Häufig ist diese von großer Instabilität und Ungleichgewicht zwischen den Partnern gekennzeichnet. Toxisches Verhalten äußert sich beispielsweise durch Manipulation, Erniedrigung, emotionalen Missbrauch und psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt. Neben einer Liebesbeziehung kann auch eine berufliche, familiäre oder freundschaftliche Beziehung toxische Züge annehmen.
Eine toxische Beziehung führt häufig zu einer instabilen Gefühlslage, Zweifeln, Verlustängsten und einem verringerten Selbstwertgefühl. Betroffene vernachlässigen oftmals ihre eigenen Bedürfnisse, Interessen und andere soziale Beziehungen. In Folge kann es zu einer Veränderung der Persönlichkeit sowie diversen psychischen und physischen Beschwerden wie chronischer Müdigkeit, Depressionen, Schlafstörungen, Schmerzen, Gewichtsveränderungen und Angststörungen kommen.
Als psychische Gewalt kann jedes Verhalten bezeichnet werden, das als bedrohlich, abwertend oder manipulativ empfunden wird. In einer Beziehung kann sich toxisches Verhalten beispielsweise durch Dominanz und Kontrolle, emotionale Manipulation, Drohungen und Beleidigungen oder extreme Eifersucht äußern.
In jeder gesunden Beziehung kann es gelegentlich zu Konflikten kommen. Wenn Konflikte jedoch durch psychische Gewalt gekennzeichnet sind und eine eindeutige Manipulation durch einen der Partner vorliegt, handelt es sich eindeutig um eine toxische Beziehung. Diese kann nur dann gerettet werden, wenn beide Partner - sowohl der dominante, als auch der schwache - die Situation erkennen und bereit sind, an sich selbst und ihren Verhaltensweisen zu arbeiten.
Insbesondere für den nicht-dominanten Partner stellt eine toxische Beziehung eine große Belastung dar. Die Partnerschaft kann nicht nur dessen psychische Gesundheit gefährden, sondern auch alle anderen Bereiche des Lebens beeinträchtigen. Um ein gesundes, glückliches und erfülltes Leben zu führen, sollten Betroffene die Beziehung beenden, insofern keine Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation besteht.
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Bauer, C. (19.11.2022). In Beruf und Partnerschaft: Wie ich eine toxische Beziehung erkenne. ZDF.
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/toxische-beziehung-erkennen-anzeichen-beenden-100.html
(Abgerufen am 20.11.2023)
Reiche, S. (14.01.2021). Was toxische Beziehungen bedeuten. Apotheken Umschau.
https://www.apotheken-umschau.de/weitere-themen/was-toxische-beziehungen-bedeuten-762583.html
(Abgerufen am 20.11.2023)
Sarkis, S. (28.06.2022). How to Recover From a Toxic Relationship. Psychology Today.
https://www.psychologytoday.com/us/blog/here-there-and-everywhere/202206/how-recover-toxicrelationship
(Abgerufen am 21.11.2023)
Vogler, J. (19.04.2023). Toxische Beziehung: Von narzisstischem Missbrauch lösen - Innere Unabhängigkeit (1).Psychologie-Magazin.
https://www.psymag.de/17248/toxische-beziehung-narzisstischem-missbrauch-loesen-innereunabhaengigkeit/
(Abgerufen am 20.11.2023)
Weinrich, B. (12.01.2022). Toxische Beziehungen erkennen: 7 Warnzeichen, die Sie ernst nehmen sollten.
Onmeda. https://www.onmeda.de/gesundheit/partnerschaft/toxische-beziehungen-id203171/
(Abgerufen am 20.11.2023)