Einsamkeit im Alter
Über Einsamkeit klagen in Deutschland ca. zehn Millionen Menschen, alte wie auch Menschen mittleren Alters. In der Wissenschaft wird Einsamkeit als „quälender Abstand“ zu Menschen definiert – Die Betroffenen fühlen sich unfähig, zufriedenstellende Kontakte zu erreichen und zu pflegen. Bei der Einsamkeit handelt es sich um einen Stressor, der langfristig negative Folgen auf die psychische und physische Gesundheit mit sich bringt.
Ursachen von Einsamkeit
Es gibt viele Faktoren, die dazu führen, dass in unserer Gesellschaft zwischenmenschliche Begegnungen immer seltener werden. Zum Beispiel werden viele Kommunikationsprozesse zunehmend automatisiert, rationalisiert oder digitalisiert. Eine Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde. Ebenso wächst die Anzahl an Menschen, die nicht in klassischen soziale Bindungen wie Familie oder Ehe integriert sind, weil zum Beispiel Ehe-Scheidungen oder Kinderlosigkeit weniger geächtet werden als vor einigen Jahrzehnten.
Im erweiterten Sinne handelt es sich bei Einsamkeit um eine subjektive Wahrnehmung von Fremdheit: Lebensumstände und -situationen ändern sich immer wieder. Die neuen, bislang unerfahrenen Situationen entreißen die Geborgenheit des Vertrauens. Auch ein Verlust von Rollen, die man bspw. im Berufsleben eingenommen hat und die zu Eingebundenheit und Anerkennung führten, kann bei vielen Menschen Vereinsamung auslösen. Bei vielen älteren Menschen gibt es Veränderungen im Leben, die Einsamkeit verstärken: Der Tag wird nicht mehr von der Arbeit strukturiert, die Kinder sind weggezogen und leben ihr eigenes Leben. Wenn auch noch der Partner stirbt, bleiben oft nur noch wenige gleichaltrige Freunde und Bekannte im Leben zum Besuchen.
Es kann sich aber auch der Radius sozialer Kontakte reduzieren, ohne dass dies gleich Einsamkeit bedeutet. Vielmehr sind es die Qualität sozialer Bindungen und die soziale Teilhabe, die für ein Gefühl von Miteinander entscheidend sind.
Einsamkeit in der Jugend
Einsamkeit kann nicht nur ältere, arme, alleinstehende, trauernde und erkrankte Menschen betreffen, sondern jeden. Immer mehr jüngere Menschen sind von Einsamkeit betroffen – Das liegt nicht zuletzt an den Faktoren Urbanisierung und Mediatisierung. Mit zunehmender Urbanisierung steigen Anonymität und Vereinzelung, mit der Mediatisierung können Unzufriedenheit, Depression und Einsamkeit entstehen. Oft verfehlen die sozialen Online-Netzwerke ihren eigentlichen Zweck, nämlich Menschen zusammenzubringen. Stattdessen wird sich mit anderen verglichen, was unzufrieden macht und im schlimmsten Fall zu psychischen Problemen führen kann.
Einsamkeit im Erwachsenenalter
Tendenziell sind Einsamkeit und soziale Isolation bei Senioren über 80 Jahren verbreiteter als in jüngeren Altersgruppen. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der unter Einsamkeit und sozialer Isolation leidenden Menschen durch den demografischen Wandel weiter zunehmen wird. Ältere Personen sind besonders stark betroffen, wenn diese untere gesundheitlichen Einschränkungen leiden, verwitwet oder sozial isoliertsind. Es ist bekannt, dass auf Einsamkeit und soziale Isolation Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Gesundheit folgen und die Lebensdauer verkürzt werden kann. Somit ist es wichtig, Maßnahmen zur Prävention und Intervention von Einsamkeit im hohen Alter umzusetzen.
Was tun gegen Einsamkeit im Alter?
Einsamkeitreduziert die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Trotzdem wird Einsamkeit als krankmachender Faktor oft unterschätzt und tabuisiert.
- Um Einsamkeit entgegenzuwirken, helfen bspw. gemeinsame Aktivitäten wie Sport und Bildung, bestehende soziale Netzwerke aufrechtzuerhalten, bzw. neue Sozialkontakte aufzubauen.
- Weiterhin können Ehrenämter und Sorgentelefone zur sozialen Unterstützung in Anspruch genommen werden.
- Einen der wichtigsten Faktoren stellt ein unterstützendes Umfeld mit Angehörigen dar, da Personen mit einer unterdurchschnittlichen Anzahl von unterstützenden Beziehungen, öfter Einsamkeit erleben. Mitgefühl ist eine im Lauf der Evolution des Menschen entstandene mehrschichtige Fähigkeit und essenziell im zwischenmenschlichen Kontakt. Sympathie ist dabei ein wichtiger Faktor, da es sich bei dem „Mit-leiden“ oder auch „Mit-fühlen“ um eine Form der aktiven Zuwendung handelt.
Die Empfehlung, einfach einige Kontakte aufzubauen, um die Einsamkeit zu überwinden, reicht deshalb oftmals nicht aus, da oft komplexe Konstellationen, Defizite und Hindernisse hinter der Einsamkeit stecken. Häufig ist es auch soziale Exklusion, also das Gefühl, nicht Teil der Gesellschaft zu sein, das mit Einsamkeit einhergeht und bei der Bekämpfung von Einsamkeit mitgedacht werden muss.
Sie haben weitere Fragen zur Einsamkeit im Alter oder benötigen Hilfe?
Gerne beantworten wir Ihnen all Ihre Fragen - vertrauensvoll und diskret.
Sie wünschen mehr Informationen zu unserem therapeutischen Behandlungsangebot, zum Tagesablauf in einer Klinik oder anderen Themen ? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns persönlichen Kontakt unter der Telefonnummer 0800 5577330 (gebührenfrei) aufnehmen. Außerhalb Deutschlands wählen Sie bitte +49 30 20867301-0. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.
Felscher, H. & Gürbey, G. (2019). Dokumentation des Fachkongresses: Einsamkeit im Alter – aktive Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Bonn: BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisation e.V. www.bagso.de/fileadmin/user_upload/bagso/03_Themen/Einsamkeit/Fachkongress/BAGSO_broschuere_fachtagung_einsamkeit.pdf
Hax-Schoppenhorst, T. (2018). Quälender Abstand: Einsamkeit – eine entscheidende Herausforderung. IZZP I, (2), 1–8. www.izpp.de/fileadmin/user_upload/Ausgabe_2_2018/006_Hax-Schoppenhorst_2_2018.pdf
Spitzer, M. (2018). Einsamkeit – die unerkannte Krankheit: schmerzhaft, ansteckend, tödlich. München: Droemer eBook.