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ADHS verstehen: Herausforderungen und Lösungswege für Kinder und Jugendliche

Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivitätsstörungen sind neurobiologische Entwicklungsstörungen, die sich oftmals bereits im Kindesalter bemerkbar machen. Sie können vielfältige Auswirkungen auf das Leben betroffener Kinder und somit auch deren Familien haben. Aufgrund dieser Tatsache ist es wichtig, Kindern und deren Familien die notwendige Unterstützung zu bieten und gemeinsam individuelle Behandlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Definition und Symptome von ADHS und der hyperkinetischen Störung

Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, handelt es sich um eine häufig auftretende neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch mehrere Symptome bemerkbar machen kann. Insbesondere eine beeinträchtigte Aufmerksamkeit, sichtbare Impulsivität und übermäßige motorische Aktivität zählen zu den signifikanten Symptomen, die bei betroffenen Kindern und Jugendliche deutliche Beeinträchtigungen im Alltag verursachen.

Oftmals werden die hyperkinetische Störung und ADHS in einem Kontext benutzt, wenn es um Hyperaktivitätsstörungen geht. Tatsächlich sieht die Wissenschaft jedoch feine Unterschiede zwischen diesen beiden. Eine hyperkinetische Störung zeichnet sich primär zwar durch die Symptome von ADHS aus, jedoch geht mit diesen in der Regel eine zusätzliche Störung des sozialen Verhaltens einher. Diese äußert sich bei Betroffenen in vielen Fällen durch Schwierigkeiten bei der Einhaltung sozialer Normen. Mögliche Hinweise darauf sind unter anderem ein häufig auftretendes aggressives Verhalten, regelmäßige Konflikte mit gleichaltrigen Kindern. Entsprechend kann eine hyperkinetische Störung im Vergleich zu einer ADHS-Erkrankung signifikante Probleme in der Schule sowie dem familiären Umfeld herbeiführen. Ursächlich hierfür ist jedoch nicht zwingend der Umgang mit der Erkrankung selbst, sondern auch der Umgang mit betroffenen Personen, da oftmals Missverständnisse zu etwaigen Konflikten führen.

Aufgrund der Auswirkungen auf die Lebensqualität von Betroffenen sind eine frühzeitige Diagnose sowie gezielte Interventionen entscheidend, um ihnen bestmöglich zu helfen und ihre individuellen Stärken fördern zu können.
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Ursachen und Risikofaktoren von ADHS

Die Ursachen von ADHS sind vielschichtig und bis heute nicht restlos geklärt. Allerdings gibt es vielfältige Hinweise darauf, dass sowohl genetische, neurobiologische als auch umweltbedingte Faktoren eine wesentliche Rolle spielen können.

Genetische Faktoren

Zahlreiche Forschungen während der letzten Jahre haben das Ergebnis gefördert, dass eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung stark genetisch bedingt sein könnte. Kinder von Eltern mit ADHS weisen demnach ein höheres Risiko für eine Erkrankung auf. Diese Vermutung wurde dadurch untermauert, dass auch die Geschwister von betroffenen Kindern überproportional erkranken. Nach derzeitigem Stand wird angenommen, dass mehrere Gene beteiligt sind, die sich auf unterschiedliche neurobiologische Prozesse auswirken, die in direkter Verbindung mit ADHS gesehen werden.

Neurologische Faktoren

Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist mit Abweichungen in der Gehirnstruktur sowie dessen Funktion verbunden. Insbesondere sind dabei Bereiche des Gehirns betroffen, die für die Regulation von Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und motorische Aktivität verantwortlich sind. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren konnten etwaige Abweichungen in der Aktivität und im Volumen bestimmter Hirnregionen bei Menschen mit ADHS belegen.

Umweltbedingte Faktoren

Obwohl die genetische Veranlagung eine bedeutende Rolle spielt, wird seitens der Wissenschaft vermutet, dass Umweltfaktoren ebenfalls das Risiko einer Erkrankung beeinflussen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Frühgeburt oder niedriges Geburtsgewicht
  • Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum der Mutter während der Schwangerschaft
  • Komplikationen während der Geburt, die das Gehirn des Kindes beeinträchtigen könnten
  • Schadstoffe und Umweltgifte, denen Kinder ausgesetzt sind

Die Rolle der familiären Vorgeschichte

Auch die familiäre Vorgeschichte könnte eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von ADHS spielen. Kinder von Eltern mit ADHS oder anderen psychischen Störungen weisen in vielen Fällen ein erhöhtes Risiko auf, selbst an einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zu erkranken. Zeitgleich ist dies jedoch nicht zwangsläufig auf genetische Faktoren zurückzuführen. Auch gemeinsame Umweltfaktoren können diesbezüglich eine Rolle spielen.

Diagnoseverfahren

Aufgrund der Vielzahl der potenziellen Ursachen und Risikofaktoren sowie der unterschiedlichen Symptome ist eine Diagnose ein komplexer Prozess, der eine gründliche Beurteilung durch spezialisierte Fachärzte und Spezialisten erfordert. Dabei basiert die Diagnose von ADHS auf spezifischen Kriterien, die seitens der Weltgesundheitsorganisation definiert sind.

Unaufmerksamkeit

Mindestens sechs oder mehr der nachfolgenden Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten in einem Ausmaß vorliegen, das untypisch für das Entwicklungsniveau des Kindes ist und sich negativ auf soziale, schulische oder berufliche Aktivitäten auswirkt:

  • Häufige Flüchtigkeitsfehler oder mangelnde Aufmerksamkeit für Details
  • Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder Spielen aufrechtzuerhalten
  • Schwierigkeiten, über einen längeren Zeitraum fokussiert zuzuhören
  • Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen und Aufgaben zu organisieren
  • Vermeidung von Aufgaben, die geistige Anstrengungen erfordern
  • Häufiges Verlieren von Gegenständen
  • Leicht durch äußere Reize ablenkbar
  • Vergesslichkeit in alltäglichen Situationen

Hyperaktivität und Impulsivität

In diesem Bereich müssen ebenfalls mindestens sechs Symptome über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten auftreten, um eine ADHS-Diagnose zu verifizieren:

  • Das Kind zappelt häufig mit Händen oder Füßen und rutscht unruhig auf dem Stuhl herum
  • Steht häufig in Situationen auf, in denen Sitzenbleiben erwartet wird
  • Läuft herum oder klettert exzessiv in unpassenden Situationen
  • Hat Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder Freizeitaktivitäten nachzugehen
  • Redet übermäßig viel
  • Antworten werden gegeben, noch ehe die ursprüngliche Frage ausformuliert ist
  • Andere Menschen werden häufig unterbrochen
  • Übermäßiger Bewegungsdrang

Ablauf der Diagnose

Der Diagnoseprozess beginnt stets mit einem Erstgespräch, in welchem Eltern und Kind die beobachteten Symptome sowie deren Auswirkungen auf den familiären Alltag beschrieben. Hierbei wird zudem die medizinische Vorgeschichte erfasst und analysiert. Im Anschluss an das Erstgespräch wird ein Arzt oder Psychologe das Verhalten des Kindes in unterschiedlichsten Situationen begutachten - etwa in der Schule oder Zuhause. Als Hilfestellung für die Diagnose können Eltern Lehrer und Erzieher darum bitten, standardisierte Fragebögen auszufüllen, um die Verhaltensanalyse zu optimieren.

Mithilfe weiterer Test, die strengen Standards folgen, werden Kinder mit möglicher ADHS-Erkrankung zudem auf ihre Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität getestet. Dieser Schritt ist essenziell, um ADHS von anderen Verhaltens- oder Lernstörungen unterscheiden zu können. Im Verlauf der Diagnose können sowohl Kinder- und Jugendpsychiater, klinische Psychologen sowie Kinderärzte dabei helfen, diese zu verifizieren.

Behandlungsmöglichkeiten

Je nach Ausprägung erfordert die Behandlung von ADHS zumeist einen ganzheitlichen Ansatz, der insbesondere auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes zugeschnitten ist. Dieser Ansatz umfasst eine spezifische Kombination aus medikamentösen Therapien, Verhaltenstherapien und unterstützenden Maßnahmen, die sowohl das Kind als auch das familiäre Umfeld einbeziehen.

Medikamentöse Therapie

Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetamin-Derivate sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente bei der Behandlung von ADHS. Sie können betroffenen Kindern dabei helfen, die Konzentration zu verbessern, während zeitgleich das hyperaktive Verhalten reduziert werden soll. Sofern diese nicht anschlagen, können alternativ Nicht-Stimulanzien wie Atomextin oder Guanfacin zum Einsatz kommen.

Verhaltenstherapie

Es gibt vielfältige Ansätze, mit deren Hilfe das Verhalten von Kindern mit ADHS positiv beeinflusst werden kann. Hierzu gehören neben der kognitiven Verhaltenstherapie auch ein gezieltes Verhaltenstraining für Eltern sowie ein Sozialkompetenztraining.

Unterstützung im Alltag

Eltern können im alltäglichen Leben viel dazu beitragen, um ihr Kind bestmöglich zu unterstützen. Dabei umfasst eine solche Unterstützung ein breites Spektrum unterschiedlicher Maßnahmen.

Eine klare und dauerhafte Tagesstruktur mit festen Abläufen hilft Kindern, die eine hyperkinetische Störung oder ADHS aufweisen, sich sicher und geborgen zu fühlen. Feste Zeiten für das Aufstehen, gemeinsame Mahlzeiten sowie das Erledigen der Hausaufgaben machen den Tag für Kinder vorhersehbar und überschaubar und reduzieren potenzielle Stressfaktoren.

Anweisungen und Aufgaben können für Kinder mit ADHS zu einer großen Herausforderung werden. Im Alltag gestaltet sich etwaiges Vorgehen meist einfacher, wenn die Anweisungen und kleinere, leicht verständliche Schritte unterteilt werden.

Insbesondere in jungen Jahren sind sich Kinder nicht immer bewusst darüber, welches Verhalten richtig oder falsch ist. Durch positive Bestärkung, Lob oder gar Belohnungen kann man dabei behilflich sein, ein gewünschtes Verhalten zu fördern und negative Verhaltensmuster abzulegen.

Eine der größten Hürden einer ADHS-Erkrankung ist die Aufmerksamkeit. Um Kinder dabei zu unterstützen und sie zu fördern, sind Organisationshilfen unerlässlich. Kalender sowie visuelle Hilfsmittel, um Aufgaben oder Termine festzuhalten, können den Fokus auf kommendes verstärken.

In der Schule

In der Schule haben Eltern oftmals nicht viel Spielraum, wenn es darum geht, das Verhalten ihrer Kinder zu überwachen oder dieses gar zu beeinflussen. Umso wichtiger ist eine enge Zusammenarbeit mit den Lehrkräften. Durch einen intensiven sowie regelmäßigen Austausch mit Lehrkräften sowie Schulpsychologen lassen sich individuelle Bildungspläne erstellen, die den schulischen Alltag vereinfachen können. Hierzu zählen beispielsweise verlängerte Prüfungszeiten, reduzierte Hausaufgaben sowie spezielle Sitzplätze im Klassenzimmer, die sich an den individuellen Bedürfnissen orientieren.

Ein regelmäßiger Austausch zwischen Eltern und Lehrern ist darüber hinaus wichtig, um den Fortschritt des Kindes zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Lehrer sollten über die spezifischen Bedürfnisse des Kindes informiert sein, geeignete Unterrichtsmethoden anwenden und Eltern regelmäßig über das Verhalten des Kindes während des Unterrichts informieren.

Langfristige Perspektiven bei ADHS

Die Entwicklung einer ADHS-Erkrankung kann sehr unterschiedlich und vielfältig verlaufen. Während einige Kinder und Jugendliche einen Großteil der Symptome weitestgehend überwinden können, bleiben diese bei anderen auch im Erwachsenenalter erhalten. Grundsätzlich zeigen die Erfahrungen jedoch, dass insbesondere Hyperaktivität und Impulsivität mit dem Alter abnehmen.

Entscheidend für eine positive Entwicklung ist in erster Linie ein frühzeitiger Behandlungsbeginn sowie eine kontinuierliche Unterstützung durch die Eltern. In Kombination kann dies dabei helfen, die langfristigen Symptome von ADHS zu reduzieren und die Lebensqualität von Kindern mit ADHS nachhaltig zu verbessern.

Positive Beispiele und Erfolgsgeschichten

Eine ADHS-Diagnose ist für Eltern von betroffenen Kindern oftmals ein herber Schlag. Keinesfalls sollten diese sich jedoch davon entmutigen lassen, denn es gibt vielfältige Beispiele von Personen, die trotz diagnostizierter ADHS-Erkrankung ein bemerkenswertes Leben mit zahlreichen Erfolgen vorweisen können. Hierzu zählen unter anderem der bekannte Unternehmer Richard Branson, Komiker Jim Carrey sowie der Schwimmer Michael Phelps, der 23 Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewann. Phelps führt seine Erfolge in Teilen sogar auf seine ADHS-Erkrankung zurück. Denn wie er einst in einem Interview verriet, wurde er nach seinem ersten Schwimmtraining gefragt, ob er denn nicht müde sei. Seine Antwort: Ich bin nie müde!

Therapie und Hilfe in den Oberberg Kliniken

In den Oberberg Kliniken legen wir großen Wert auf eine ganzheitliche und individuelle Behandlung von ADHS. Unser erfahrenes Team aus Fachärzten, Psychologen, Therapeuten und pädagogischen Fachkräften arbeitet eng zusammen, um eine maßgeschneiderte Therapie für jedes Kind zu entwickeln. Dabei setzen wir auf eine Kombination aus modernen medizinischen Ansätzen, verhaltenstherapeutischen Methoden und unterstützenden Maßnahmen, die sich in der Praxis bewährt haben. Dabei achten wir stets darauf, dass sich unsere Patienten in einer herzlichen Atmosphäre wiederfinden, ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet und die Erfolgschancen der Therapie erhöht.

Kontaktaufnahme Sie könen sich jederzeit an uns wenden – vertrauensvoll und diskret

Sie möchten mehr Informationen zu unserem Behandlungsangebot, zur Ausstattung in den Kliniken oder zum Tagesablauf in einer unserer Kliniken? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns persönlichen Kontakt unter der Telefonnummer 030 - 26478919 aufnehmen. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

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FAQ – häufig gestellte Fragen

ADHS ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch anhaltende Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität bemerkbar macht. Etwaige Symptome können das tägliche Leben und die sozialen, schulischen oder beruflichen Leistungen von betroffenen Kindern maßgeblich beeinträchtigen. ADHS tritt in den meisten Fällen bereits im Kindesalter auf. Für eine bestmögliche Therapie ist es wichtig, beim Auftreten mehrerer Symptome schnellstmöglich einen Arzt zu kontaktieren. Je eher eine Therapie für das Kind erstellt werden kann, desto größer sind die Chancen, dass die Symptome im späteren Lebensverlauf kaum bis gar nicht ausgeprägt sind.

Eine hyperkinetische Störung ist eine spezifischere Diagnose, die sich nur in einigen Faktoren von einer ADHS-Erkrankung unterscheidet. Dabei liegen mit Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität alle drei Hauptsymptome von ADHS vor. Zudem ist insbesondere das soziale Verhalten von Kindern durch die Erkrankung gestört. 

Wenn Eltern vermuten, dass ihr Kind ADHS-Symptome zeigt, sollten sie schrittweise vorgehen und zunächst die beobachteten Symptome, deren Häufigkeit und in welchen Situationen sie zu beobachten sind, schriftlich festhalten. Mithilfe dieser Informationen sollten Sie ein Gespräch beim Kinderarzt vereinbaren. Dieser kann erste Einschätzungen vornehmen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen, wie etwa einen Termin beim Spezialisten zu vereinbaren, einleiten.

Sofern eine ADHS-Erkrankung diagnostiziert wurde, ist es wichtig, sowohl das Umfeld als auch die Schule darüber in Kenntnis zu setzen. Heutzutage besteht die Möglichkeit, den Unterricht an die Bedürfnisse von Kindern mit ADHS-Erkrankungen so anzupassen, dass sie ihren Alltag besser meistern können und Stressfaktoren reduziert werden, die bestimmte Symptome sowie deren Ausprägung hervorrufen.

Die Erkrankung selbst ist nicht heilbar, allerdings kann ein ganzheitlicher Behandlungsansatz aus medikamentöser Therapie, Verhaltenstherapie und unterstützenden Maßnahmen dabei helfen, die Symptome zu reduzieren und ein weitestgehend normales Leben zu ermöglichen.

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