Der Konsum von Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und wird, trotz einer Vielzahl gesundheitlicher und sozialer Folgen, weitgehend akzeptiert. Durchschnittlich konsumiert jeder Deutsche (über 15 Jahre) 11 Liter reinen Alkohol im Jahr. Rund 2,8 % der erwachsenen Bevölkerung erfüllen die Kriterien eines schädlichen Alkoholkonsums und 3,1 % die einer Alkoholabhängigkeit.

Gefahren von Alkohol Alkohol-Entgiftung - Wirkung von Alkohol im Körper

Der Großteil des Alkohols (ca. 90%) wird über den Stoffwechsel abgebaut. Die Aufnahme ins Blut, und damit in den Körperkreislauf, erfolgt schnell. Sie beginnt schon bei Berührung mit der Mundschleimhaut. Der Großteil der Aufnahme findet jedoch im Magen statt, dort treten 20% in die Blutbahn über.

 

Nach Aufnahme und Abbau des Alkohols bleiben giftige Abbauprodukte im Körper zurück, die u.a. das Immun- und Nervensystem sowie den Magen-Darm-Trakt schädigen. Für Alkoholiker stellt der übermäßige Alkoholkonsum folglich eine hohe Gefährdung der Gesundheit dar und kann zu Krankheiten wie Leberzirrhose, Krebs oder psychischen Störungen führen. Um dies vorzubeugen, bietet sich eine Alkohol-Entgiftung an.

Beschwerden eines übermäßigen Alkoholkonsums Warum eine Alkohol-Entgiftung nötig ist

Mangelernährung und ein fortschreitender Ausfall der Leberfunktionen können Ursachen von Bewusstseinsstörungen, Gedächtnisverlust sowie einer Verminderung der Merkfähigkeit und Auffassungsgabe sein. Grund hierfür sind Ammoniak und weitere im Körper verbleibende giftige Abbauprodukte, die das Gehirn schädigen. Durch die Schädigungen des Gehirns kommt es zum Beispiel zu Zittern (Tremor) oder Sprach- und Bewegungsstörungen (Dysarthrie und Ataxie). Eine weitaus schwerwiegendere ärztliche Diagnose ist die Alkoholdemenz, die u.a. zu kognitiven Beeinträchtigungen, Persönlichkeitsveränderungen und Affektstörungen führt.

Psychische Krankheiten, die mit einer Alkoholsucht einhergehen können, sind zahlreich. Die häufigsten Folgeerkrankungen von übermäßigem Alkoholkonsum sind Depressionen, Angststörungen, Affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Traumata und Suizidgefährdung. 

Riskanter Alkoholkonsum Der riskante, schädliche und abhängige Alkoholkonsum

Nach den Vorgaben der WHO (World Health Organisation) ist der Alkoholkonsum dann riskant, wenn 24 g (Männer), bzw. 12 g Reinalkohol (Frauen) täglich konsumiert werden. Das Rauschtrinken („binge drinking“) gilt als risikoreiche Konsumform, bei der innerhalb von kurzer Zeit große Alkoholmengen eingenommen werden. Nachweisliche Folgeschädigungen der psychischen oder physischen Gesundheit markieren den Übergang zum schädlichen Alkoholkonsum.

Eine Abhängigkeit liegt dann vor, wenn Symptome nicht nur körperlich sind, sondern sich auch auf das Verhalten der Person auswirken und sowohl die Gedanken als auch die Gefühlswelt beeinflussen. Die psychische Abhängigkeit geht mit körperlichen Entzugserscheinungen sowie einem Kontrollverlust und einer Toleranzentwicklung einher. Hierbei muss zwischen der körperlichen und psychischen Abhängigkeit differenziert werden: Körperlich kommt es bei Alkoholentzug bspw. zu Entzugssymptomen wie Zittern, Brechreiz und Schwitzen. Bei psychischer Abhängigkeit wird ein Druck, bis hin zum zwanghaften Impuls empfunden, aufgrund von inneren Spannungen, Konflikten oder Stresszuständen Alkohol zu trinken.

Riskanter, schädlicher und abhängiger Alkoholkonsum sollte möglichst frühzeitig erkannt und behandelt werden, denn mit der Menge des konsumierten Alkohols steigt das Risiko für alkoholbedingte körperliche und seelische Erkrankungen.

 

Therapie bei Oberberg Die Bestandteile einer Alkohol-Entgiftung

Die körperliche Alkoholentgiftung ist der erste Schritt zur Überwindung der Alkoholabhängigkeit. Sie ist Teil einer professionellen Entzugsbehandlung, da ein Entzug viele Gefahren birgt. Das Alkoholentzugssyndrom gehört zu den häufigsten Folgestörungen des Alkoholismus. Kommt es zum Absetzen oder zu einer Abnahme des zuvor regelmäßigen Alkoholkonsums, treten nach wenigen Stunden Symptome wie Zittern, Schwitzen, Unruhe, Schlafstörungen, Angst- und Übererregbarkeit, Pulsbeschleunigung und Blutdruckanstieg auf. Auch wenn das Alkoholentzugssyndrom unbehandelt nach 3-10 Tagen abklingt, können dennoch lebensbedrohliche Komplikationen wie ein Alkoholdelir (delirium tremens) und Krampfanfälle (Grand-Mal-Entzugsanfälle) die Folge sein. Aus diesem Grund wird die körperliche Alkoholentgiftung im Regelfall vollstationär unter professioneller Überwachung durchgeführt.

Zu einer professionellen körperlichen Entgiftung gehört die Behandlung der Alkoholintoxikation und deren körperlich-neurologischen Ausfallerscheinungen und/oder von Alkoholentzugssymptomen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die lebenswichtigen Funktionen des Körpers aufrechterhalten werden. Dabei sollen körperliche Komplikationen vermieden und Entzugserscheinungen reduziert/gelindert werden. Auch soll die körperliche Abhängigkeit überwunden und die körperlichen Folgeschäden der Alkoholabhängigkeit gelindert, bzw. beseitigt werden. Im Rahmen einer qualifizierten Entzugsbehandlung sollen Motivation und Krankheitseinsicht gestärkt werden, damit von der Sucht betroffene Menschen auch weiterführende Maßnahmen in Anspruch nehmen.

Behandlung gegen Alkohol Die Alkohol-Entgiftung als Teil einer Entzugsbehandlung

Der Begriff Entzugsbehandlung wird für alle Formen der Behandlung verwendet, bei der der Verzicht auf Alkohol professionell begleitet wird. Bei der qualifizierten Entzugsbehandlung handelt es sich um eine suchtpsychiatrische bzw. suchtmedizinische Akutbehandlung, die über die körperliche Entgiftung hinausgeht. Neben der körperlichen Alkoholentgiftung gibt es eine psychologische und medizinische Begleitung. Sowohl die Intoxikations- und Entzugssymptome als auch die psychischen und somatischen Begleit- und Folgeerkrankungen sollen behandelt werden. Änderungsbereitschaft- und -kompetenz sollen durch psycho- und soziotherapeutische Behandlungsmaßnahmen gefördert werden, um z.B. die Abstinenz zu stabilisieren. Auch ist es sinnvoll, die Bereitschaft der Patienten zur Inanspruchnahme weiterführender Hilfen zu steigern und sie über spezifische Behandlungsangebote zu informieren. Da Behandlungen oft gleichzeitig medizinische und psychologische Schwerpunkte haben und psychische und somatische Folge-/Begleiterkrankungen voneinander getrennt behandelt werden müssen, dauert die qualifizierte Entzugsbehandlung länger als die körperliche Alkoholentgiftung.

Stationäre Behandlung Der Behandlungsrahmen bei einer Alkohol-Entgiftung

Eine stationäre Behandlung in Form einer körperlichen Alkohol-Entgiftung oder qualifizierten Entzugsbehandlung sollte angeboten werden (bei alkoholabhängigen Personen und Personen mit schädlichem Gebrauch, sollte eines der folgenden Kriterien erfüllt sein*)

  1. bei einem Risiko eines alkoholbedingten Entzugsanfalles (Krampfanfall) und/oder Entzugsdelirs (Verwirrtheitszustand) und/oder
  2. bei Vorliegen von gesundheitlichen bzw. psychosozialen Rahmenbedingungen, unter denen Alkoholabstinenz im ambulanten Setting nicht erreichbar erscheint
  3. bei (zu erwartenden) schweren Entzugssymptomen*
  4. bei schweren und multiplen somatischen oder psychischen Begleit- oder Folgeerkrankungen*
  5. bei Suizidalität*
  6. bei fehlender sozialer Unterstützung*
  7. bei Misserfolg bei ambulanter Entgiftung*
  8. bei Schwangerschaft*

Eine ambulantes oder teilstationäres Behandlungssetting kann angeboten werden, wenn keine starken Entzugssymptome oder -komplikationen zu erwarten sind sowie eine hohe Bereitschaft besteht, sich an die Behandlungsmaßnahmen zu halten (Einhalten der Medikamentengabe, Lebensstilveränderung etc.) und die Betroffenen über ein unterstützendes soziales Umfeld verfügen.

Unsere Standorte Oberberg Kliniken

 

Unsere Oberberg Fachkliniken Weserbergland, Rhein-Jura, Berlin Brandenburg, Düsseldorf Kaarst und Schwarzwald unterstützen Sie bei der Alkohol-Entgiftung. Der wichtigste Schlüssel zum Erfolg in der klinischen Psychotherapie ist ein gut eingespieltes, professionelles Team. Unsere Ärzte, Therapeuten sowie Pflege- und Servicekräfte verfügen über eine fundierte fachliche Expertise – und agieren stets engagiert, herzlich und einfühlsam.

 

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Symptome Die Symptome einer Alkohol-Entgiftung

Bei relativem oder absolutem Entzug von Alkohol, der wiederholt und meist über einen längeren Zeitraum in hoher Dosierung konsumiert worden ist, kommt es zum Alkoholentzugssyndrom. Hierbei handelt es sich um einen Symptomkomplex von unterschiedlicher Zusammensetzung und wechselndem Schweregrad.

Folgende Entzugssymptome können auf körperlicher und psychischer Ebene auftreten:

  • Allgemeines Unwohlsein und Schwäche
  • Appetitmangel, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Durchfälle
  • Herz-Kreislaufstörungen, Tachykardien, periphere Ödeme
  • Mundtrockenheit
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Juckreiz
  • Schlafstörungen
  • Tremor (Hände, Zunge, Augenlider)
  • Artikulationsstörungen, Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination), Parästhesien (ungewöhnliche, unangenehme Sinneswahrnehmungen)
  • Nystagmus, Muskel- und Kopfschmerzen
  • Krampfanfälle
  • Alkoholdelir mit oder ohne Krampfanfälle (delirium tremens)
  • Angst
  • Reizbarkeit
  • Motorische und innere Unruhe
  • Depressive Verstimmungen
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Selten Bewusstseinsstörungen und flüchtige Halluzinationen

Medikamente Medikamenteneinsatz beim Alkoholentzugssyndrom

Um die körperliche Alkoholentgiftung sicher steuern zu können, helfen verschiedene Skalen den Ausprägungsgrad der Entzugssymptome einzuschätzen und die medikamentöse Behandlungsnotwendigkeit beim Patienten abzuschätzen. Zur medikamentösen Behandlung des Alkoholentzugssyndroms werden je nach Patienten, Ausprägungsgrad und Vorerkrankung unterschiedliche Medikamente eingesetzt:

  • Clomethiazol
  • Carbamazepin
  • Clonidin
  • Antipsychotika
  • Benzodiazepine

Clomethiazol wird alle 2-4 Stunden mit einer Dosis von zwei Kapseln verabreicht und ausschließlich im stationären Rahmen angewendet. Das Medikament Clonidin (Beta-Blocker) hilft vor allem, Bluthochdruck zu lindern. Benzodiazepine wie z.B. Diazepam kommen beim mittelschweren bis schweren Entzugssyndrom zur Anwendung und dienen besonders zur Prophylaxe sowie Therapie des Alkoholdelirs (delirium tremens).

Alkohol-Entgiftung postakut Das Vorgehen nach einer Alkohol-Entgiftung

Grundsätzlich wird zwischen akuten und postakuten Behandlungsmaßnahmen unterschieden. Während körperliche Alkoholentgiftung und Entzug zu den Akutmaßnahmen zählen, fallen Entwöhnung und Rehabilitation unter die postakuten Maßnahmen. Eine körperliche Entgiftung allein reicht nicht aus, um die Sucht-Erkrankung hinreichend zu therapieren. Deshalb sollten im Anschluss weitere suchtmedizinische/-therapeutische postakute Hilfen angeboten bzw. angewandt werden, um einem Rückfall vorzubeugen.

Entwöhnung und Rehabilitation: Eine Entwöhnung erfolgt nach dem Entzug, im Rahmen einer mehrwöchigen Phase. Dies kann vollstationär, teilstationär oder ambulant erfolgen. Ziel ist es beispielsweise, mithilfe therapeutischer Maßnahmen die Funktions- und Leistungsbereitschaft des Betroffenen wiederherzustellen. Die Rehabilitation beinhaltet die Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben.

Alkohol-Entgiftung bei Oberberg Behandlungskonzept der Oberberg Kliniken

Das Behandlungskonzept der Oberberg Kliniken basiert auf einem ganzheitlichen Menschenbild. Wir betrachten neben körperlichen und seelischen Symptomen auch ihre einzigartige Biografie und Persönlichkeit und messen ihrem sozialen Umfeld Bedeutung bei. Durch die Kombination von moderner Wissenschaft, höchsten Qualitätsansprüchen und einer warmen zwischenmenschlichen Atmosphäre bieten wir die Möglichkeit bestmögliche Therapieergebnisse zu erreichen. 

Kontakt Gerne beantworten wir Ihnen all ihre Fragen. Vertrauensvoll und diskret.

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Krüger, D. (2017). Akupunktur bei psychischen Erkrankungen: Anwendung von chinesischer Medizin in der Psychiatrie und Psychotherapie. Berlin: Springer-Verlag.

Lacourt, G. & Schu, U. (2019). Qualifizierter Alkoholentzug (S. 303–335). In T. Kircher (Hrsg.), Kompendium der Psychotherapie. Berlin: Springer-Verlag.

Seitz, H. K., Lesch, O. M., Spanagel, R., Beutel, M. & Redecker, T. (2013). Alkoholabhängigkeit: Suchtmedizinische Reihe (1. Aufl.). Hamm: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V..

Soyka, M., Batra, A., Heinz, A., Moggi, F. & Walter, M. (2018). Suchtmedizin. Amsterdam: Elsevier Health Sciences.