Über fünf Millionen Deutsche leiden an einer Depression. „Reiß dich zusammen“ ist ein Satz, den sie oft hören – von anderen oder von sich selbst. So ging es auch der Fachjournalistin und Autorin Heide Fuhljahn, 50, aus Hamburg. Schwer depressiv kämpfte sie jahrelang gegen die Last des Alltags; gegen Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit sowie die nie endende Erschöpfung. Bis sie endlich die richtige Therapie und die passende Klinik fand.
Heute arbeitet sie wieder in ihrem Beruf, verfasst Artikel und Interviews für die Zeitschrift Brigitte, und hat mittlerweile drei erzählende Sachbücher über seelische Gesundheit geschrieben. Das erste, Kalt erwischt – Wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft (Diana Verlag), stand 10 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Trialogisch begleitet wird die Lesung von Dr. med. Wiebke Greggersen, Chefärztin der privaten Oberberg Tagesklinik Bremen. „Oftmals gibt es bei psychischem Leid eine Barriere, sich anderen anzuvertrauen oder sich für die Behandlung in einer Klinik aufnehmen zu lassen, wodurch leider wertvolle Zeit für den Gesundungsprozess vergeht. Menschen, die selbst betroffen sind oder waren, können aus ihrer Perspektive realitätsnah schildern, was sie dazu bewegt hat, den Schritt hin zur professionellen Unterstützung zu wagen. Das möchten wir unterstützen. Wichtig ist es uns, Vorurteile abzubauen und zu vermitteln, dass eine Krankheit der Seele eine behandlungswürdige Krankheit ist. Wir möchten aktiv über psychische Erkrankungen und die Möglichkeiten der Therapie aufklären.“
Die Lesung findet bewusst am 10. September statt: es ist der Welttag der Suizidprävention. Bei Menschen mit schweren psychischen Störungen wie Schizophrenie, Alkohol- und Substanzabhängigkeit oder schweren Depressionen sind die Suizidraten erhöht (Quelle: RKI). In Deutschland sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Drogen, Mord und HIV zusammen. 2023 nahmen sich 10 300 Deutsche ihr Leben; die Verteilung zwischen Männern (73 Prozent) und
Frauen (27 Prozent) ist dabei relativ konstant geblieben (Quelle: Statistisches Bundesamt). Auch Heide Fuhljahn hat Phasen durchlitten, in denen sie ihr (Weiter-)leben auf Grund der Depression in Frage gestellt hat. Sie kann heute in Worte fassen, was ihr geholfen hat, diese Zustände zu überwinden.
Sie ist keine Ausnahme, denn die Zahl der psychisch Kranken nimmt stetig zu. Gleichzeitig gibt es in Deutschland große Schwankungen in der Versorgung. Je nach Wohnort, Gehalt, Geschlecht und Alter unterscheiden sie sich erheblich. Zu viele Patient:innen müssen oft monatelang, wenn nicht länger als ein Jahr, auf einen Therapieplatz warten. Und allzu oft müssen sie dann die Methode akzeptieren, die gerade verfügbar ist, auch wenn eine andere für ihre Erkrankung erfolgsversprechender wäre. Von den schwer depressiven Patient:innen erhält nur ein Viertel eine leitliniengerechte Behandlung: 25 von 100! Damit steht die Gesellschaft vor einem alarmierenden Problem. Heide Fuhljahn und Dr. Wiebke Greggersen möchten dazu beitragen, das Leid der Patient:innen zu verringern.
Die Lesung ist kostenfrei und dauert 90 Minuten, im Anschluss gibt es 30 Minuten Gelegenheit für einen gemeinsamen Austausch.
Die Autorin:
Heide Fuhljahn, geboren 1974 in Kiel, lebt in Hamburg. Sie studierte Skandinavistik, Strafrecht und Kriminologie bis zur Magisterreife. Als freie Fachjournalistin schreibt sie u.a. für Brigitte. Ihre Schwerpunkte sind Psychologie, Gesundheit, Ernährung und Reise. Sie hat bisher über 150 Lesungen und Vorträge im In- und Ausland gehalten: in Kliniken, Beratungsstellen, Bildungswerken, Behörden und auf Kongressen.
Die Bücher von Heide Fuhljahn:
- Kalt erwischt: Wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft. Diana Verlag, 2019 (aktualisierte und erweiterte Fassung).
- Von WAHN und SINN - Behandler, Patienten und die Psychotherapie ihres Lebens. Springer Verlag, 2017.
Weitere Informationen: www.fuhljahn.de
