Phasen schlechter Stimmung sind normal und gehören zum Spektrum der menschlichen Emotionen dazu. Das Erleben von Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit muss kein Anzeichen für eine Depression sein. Doch ab wann weisen solche Zustände auf eine psychische Erkrankung hin? Viele Menschen fragen sich immer wieder: „Bin ich depressiv?“. Bei der Beantwortung der Frage hilft es, die Häufigkeit und Intensität negativer Gefühlslagen und anderer Symptome zu betrachten. Außerdem gibt es weitere Kriterien, anhand derer eine Depression erkannt werden kann.
„Bis zu 50 Prozent des Risikos für affektive Störungen sind genetisch veranlagt oder in früher Kindheit erworben. Dazu kommen im Laufe des Lebens weitere Belastungen, die Depressionen auslösen können. Auch ungünstige Arbeits- und Lebensumstände erhöhen das Risiko für Depressionen.“
Im Folgenden werden dieSymptome von Depressionen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beschrieben. Wenn Sie herausfinden wollen, ob Sie unter einer Depression leiden, bieten wir Ihnen außerdem einen kostenfreien Selbsttest auf Depressionen an. Bitte beachten Sie, dass dieser keine professionelle Diagnostik ersetzen kann.
Anzeichen bei Kindern und Jugendlichen Anzeichen für Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
Depressionen können sich bei Kindern und Jugendlichen auf andere Art und Weise äußern als bei Erwachsenen. In Bezug auf die Stimmung sind typische Anzeichen einer Depression bei Kindern und Jugendlichen Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
Nicht selten äußern sich Depressionen bei Heranreifenden jedoch auch durch Gereiztheit, Irritierbarkeit, Launenhaftigkeit oder Nörgelei. Auf der Verhaltensebene ist bei Kindern und Jugendlichen mit Depressionen ein Verlust von Interesse und Freude an Dingen und Beschäftigungen, die sie früher mochten, zu beobachten. Insbesondere bei jüngeren Kindern können Spielunlust oder sogar eine Spielhemmung als Folge einer depressiven Erkrankung auftreten. Häufiges Weinen und ein Rückzug von familiären und freundschaftlichen Kontakten können ebenfalls Anzeichen einer Depression sein.

Hinweise auf Depressivität finden sich auch im Leistungsbereich: Störungen der Konzentration und des Denkens und infolgedessen ein Leistungsabfall in der Schule können Hinweise auf eine Depression sein. Depressive Kinder/Jugendliche bleiben hinter ihren Fähigkeiten zurück, haben Schwierigkeiten mitzukommen und verweigern aufgrund dessen gelegentlich auch den Schulbesuch.
Körperliche depressive Symptome sind Müdigkeit, Energielosigkeit, Störungen des Schlafs mit erhöhtem oder verringerten Schlafbedürfnis sowie veränderter Appetit mit einhergehender Gewichtsveränderung. Geistige Anzeichen bei Depressionen von Kindern und Jugendlichen sind ein geringes Selbstwertgefühl mit wenig Vertrauen in eigene Fähigkeiten, das Gefühl ungeliebt zu sein und abgelehnt zu werden und suizidale Gedanken, bis hin zur konkreten Absicht, sich das Leben zu nehmen. Besonders in der Adoleszenz zeigen sich Pessimismus, Schuldempfinden und das Gefühl von Hilfslosigkeit oder Sinnlosigkeit bei Betroffenen.
Anzeichen bei Erwachsenen Anzeichen für Depressionen bei Erwachsenen
Die drei Hauptsymptome einer Depression im Erwachsenenalter sind eine depressive und gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Freudlosigkeit sowie ein verminderter Antrieb mit erhöhter Ermüdbarkeit.
Im Gegensatz zu normaler Müdigkeit zeichnet sich depressive Ermüdung dadurch aus, dass sie bereits nach geringer Anstrengung eintritt und die Ausübung alltäglicher Aktivitäten beeinträchtigt. Die depressive Stimmung kann sich in einem Eindruck von Gefühlslosigkeit oder auch in Verzweiflung äußern. Depressive geben häufig an, sich weder über positive Ereignisse zu freuen, noch über negative Ereignisse wirklich traurig zu sein. Der Großteil der Betroffenen berichtet jedoch über Angstgefühle, wobei keine spezifische Situation/Gegenstand als Auslöser ausgemacht werden kann. Stattdessen leiden Betroffene unter diffuser Angst in Bezug auf die Zukunft oder davor, Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Allgemein ist das Erleben der Betroffenen oft von Überforderung und Unsicherheit geprägt. Häufig sind Stimmungstiefs am Morgen besonders ausgeprägt und bessern sich zum Abend.

Zusätzlich können weitere Symptome auftreten wie verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld, pessimistische Zukunftserwartungen, Suizidalität, ein verändertes Schlafbedürfnis und Veränderungen des Appetits.
Manche Betroffene weisen ein sogenanntes Somatisches Syndrom bei ihrer depressiven Erkrankung auf. Dabei sind häufig einige der folgenden Beschwerden zusätzlich zu den drei Hauptsymptomen der Depression vorhanden: Verlust der Libido, Gewichtsverlust, Appetitverlust, Morgentief, Unruhe, starre Mimik, langsames Sprechen, verlangsamte Bewegungen, frühes Erwachen am Morgen, eine verringerte Fähigkeit auf eine freundliche Umgebung bzw. positive Ereignisse entsprechend zu reagieren, Unlust und Interessenmangel an Beschäftigungen, die sonst Freude bereiten.
Nicht selten tritt im Rahmen einer Depression auch ein Hypochondrie, also die Beschäftigung mit der Möglichkeit an einer oder mehreren Gesundheitsproblemen zu leiden, ohne dass ein Befund dafür objektiv vorliegt. Im Rahmen einer Depression können in schweren Fällen auch psychotische Symptome wie Wahnideen oder Halluzinationen auftreten.
Besondere Anzeichen bei Männern Besondere Anzeichen von Depressionen bei Männern
Laut aktueller Statistiken erkranken Männer seltener an Depressionen als Frauen. Die Tendenz ist jedoch steigend. Da eine Depression gelegentlich aufgrund der Häufigkeit des Auftretens und einer Tabuisierung von Depressionen bei Männern als „Frauenkrankheit“ gehandelt wurde, sind in der Depressionsforschung Frauen häufiger untersucht als Männer.
Stigmatisierung von Depressionen ist bei allen Geschlechtern und in allen Gesellschaftsschichten vorhanden. Männern fällt es jedoch oft besonders schwer, sich die eigene Krankheit einzugestehen oder Hilfe zu suchen. Mechanismen, die männlichen Rollenbildern entsprechen, führen dazu, dass sich Depressionen deshalb geschlechterspezifisch äußern können. Unter Beachtung dessen wurde von dem Psychologen William Pollack sogenannte „Kriterien der Männerdepression“ entwickelt. Als Anzeichen einer depressiven Erkrankung gelten:
- Vermehrter Rückzug aus sozialen Kontakten, wobei dieser oft verleugnet wird
- Klagen und Stress im Zusammenhang mit Überengagement im Job
- Traurigkeit und Kummer, die erlebt, aber gleichzeitig abgestritten werden
- Verstärkte Forderungen nach Autonomie bzw. danach „in Ruhe gelassen zu werden“
- Ablehnen von Hilfe, der Wunsch Dinge allein „schaffen“ zu wollen
- Starke Selbstkritik bis zum Versagen sowie Angst zu versagen
- Offene oder verborgene Feindseligkeit
- Unruhe, gesteigerte unproduktive motorische Aktivität
- Steigender Konsum von Alkohol, Nikotin, TV, Spiel, Sport usw. bis zum Exzess

Anzeichen für schwere Depressionen Anzeichen für schwere Depressionen
Eine (unipolare) Depression kann in verschiedene Schweregrade unterteilt werden. Die Feststellung der Schwere einer Depression ist deshalb wichtig, weil anhand des Schweregrads entschieden wird, welche Therapieform am sinnvollsten ist. Dabei kann eine Depression als leicht, mittelgradig oder schwer diagnostiziert werden – nach dem internationalen Krankheitsklassifikationssystem ICD. Demnach spielt die Anzahl von Haupt- und Nebensymptomen der Depression die maßgebliche Rolle.
- Von einer leichten depressiven Episode wird von 2 Hauptsymptomen und 2 Nebensymptomen ausgegangen, wobei diese über 2 Wochen bestehen müssen
- Bei einer mittelgradigen depressiven Episode wird von 2 Haupt- und 3 bis 4 Nebensymptomen ausgegangen.
- Anzeichen einer schweren Depression sind demnach 3 Hauptsymptome und 4 oder mehr Nebensymptome.
Hilfe bei Anzeichen bei sich oder anderen Was Sie tun können, wenn bei Ihnen oder einer Bezugspersonen Anzeichen für eine Depression auftreten
Wenn Sie die aufgeführten Symptome und Anzeichen für Depressionen bei sich selbst, einem Familienmitglied oder im Freundeskreis bemerken, können Sie auf verschiedenen Wegen Hilfe erhalten. Sollten Sie selbst vermuten von einer depressiven Erkrankung betroffen zu sein, so können Sie als erste Anlaufstelle ihre Hausarztpraxis wählen oder sich an eine Praxis oder Klinik für Psychotherapie wenden. Gerne können Sie unter der Telefonnummer 0800 5577330 oder dem Kontaktformular hier auch mit uns in Kontakt treten. Sollten Sie aufgrund ihrer Depression nicht selbst die Kraft haben um diese Schritte einzuleiten, so bitten Sie eine Person aus Ihrem Umfeld um Unterstützung.
Sollten Sie bei einer Ihnen nahestehenden Person Anzeichen für eine Depression bemerken, so können Sie versuchen, diese einfühlsam darauf anzusprechen. Vermeiden Sie dabei Schuldzuschreibungen oder Vorwürfe und bieten Sie Unterstützung bei der Suche nach Hilfe an.
Betroffene und Angehörige erleben es häufig als hilfreich, sich mit anderen über Depressionen auszutauschen. Dies kann im Rahmen von Selbsthilfegruppen geschehen. Hier finden Sie eine Übersicht über unsere Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland.

Schnelle Hilfe in einer akuten Krise
Wenn Sie sich augenblicklich in einer akuten Krise befinden, in der Sie sich selbst gefährden könnten, wenden Sie sich bitte an Ihre/n Arzt/Ärztin oder PsychotherapeutIn.
Sie erreichen außerdem kostenfrei und rund um die Uhr den Notruf unter 112 oder die Telefonseelsorge unter 0800-1110111.
Kontaktaufnahme zu den Oberberg Kliniken Hilfe bei Depression – Sie können sich jederzeit vertrauensvoll und diskret an uns wenden
Sie möchten mehr Informationen zu unserem therapeutischen Behandlungsangebot bei Depression, zur Ausstattung in den Kliniken oder zu Therapien in einer Klinik erhalten?
Dann würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns Kontakt unter der Telefonnummer 0800 5577330 (gebührenfrei) aufnehmen. Außerhalb Deutschlands wählen Sie bitte +49 30 20867301-0. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.
DGPPN, BÄK, KBV, AWMF (Hrsg.). (2017, Mai). S3-Leitlinie/ Nationale Versorgungsleitlinie. Unipolare Depression: Langfassung. awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005l_S3_Unipolare_Depression_2017-05_abgelaufen.pdf
Löffler, C., Wagner, B. / Wolfersdorf, M.(2012). Männer weinen nicht: Depression bei Männern. Goldmann Verlag.
Reumann, C. & Kinder- und Jugendanwaltschaft Burgenland (Hrsg.). (2021). Depressive Kinder und Jugendliche: Erkennen und Verstehen. KiJa.