Krankheitsbilder

Was ist eine Anpassungsstörung und woran erkennt man sie?

Durch besondere Lebensereignisse wird unser Alltag auf den Kopf gestellt. Dies erfordert Veränderung/en, die zunächst mit Stress verbunden sind – unabhängig davon, ob es sich um positive oder negative Ereignisse handelt. Bei Betroffenen kann sich eine Anpassungsstörung entwickeln, die auch infolge eines freudigen Ereignisses wie der Geburt eines ersehnten Babys eintreten kann.

Babys und andere Ursachen einer Anpassungsstörung

Zu einer Anpassungsstörung kommt es, laut dem internationalen Krankheitsklassifikationssystem ICD-10, nach einer entscheidenden Veränderung im Leben oder nach dem Auftreten eines belastenden Ereignisses. Eine entscheidende Veränderung im Leben kann beispielsweise die Geburt eines Babys sein. Weitere Ereignisse, die zu einer Anpassungsstörung führen können, sind beispielsweise ein Trauerfall, eine Trennung, ein Kulturschock, eine Veränderung am Arbeitsplatz, Schulbesuch, der Übergang ins Rentenalter, Erreichen eines lang ersehnten Ziels, Misserfolg, ein Unfall, die Diagnose einer chronischen Erkrankung oder Hospitalismus bei Kindern. Traumata gehören nicht dazu. Die Anpassung an die Veränderung gelingt nicht, da Betroffene von der neuen Situation überfordert sind. Folglich entwickeln sie Symptome. Dies geschieht spätestens innerhalb eines Monats nach dem einschneidenden Erlebnis.

Symptomatik einer Anpassungsstörung

Betroffene einer Anpassungsstörung erleben Zustände von (subjektiver) Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung. Die Anzeichen dafür sind unterschiedlich, häufig tritt über kurze oder längere Zeit eine depressive Stimmung auf, eine Störung anderer Gefühle, Angst oder große Sorgen. Das Gefühl, im Alltag nicht zurechtzukommen, diesen nicht fortsetzen zu können oder vorausplanen zu können gilt als häufiges Symptom. Bei vielen Betroffene einer Anpassungsstörung kommt es zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben.

Auch körperliche Symptome treten häufig auf. Dabei handelt es sich meistens um Bauchschmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme, Konzentrationsschwierigkeiten und Verspannungen.

Durch die Symptomatik kommt es bei Betroffenen einer Anpassungsstörung oft zu Folgen: Dies können folgende sein: Schwierigkeiten, sich in sozialen Kontexten gemäß den Erwartungen der Mitmenschen zu verhalten und nicht selten zu einer Leistungsminderung, zum Beispiel im Beruf.

Entwicklung einer Anpassungsstörung

Für das Auftreten einer Anpassungsstörung spielt die Vulnerabilität eine entscheidende Rolle, also wie verletzlich oder widerstandsfähig die Person gegenüber Belastungen ist. Es ist davon auszugehen, dass das Krankheitsbild, also die Belastungsstörung ohne das vorausgegangene Ereignis (z.B. Geburt des Babys) nicht entstanden wäre. Die Anpassungsstörung ist, im Gegensatz zu anderen psychischen Erkrankungen, zeitlich begrenzt. Sie hält mehrere Wochen bis Monate an. Es ist möglich, dass sich eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Von einer „normalen“ Reaktion auf eine Belastung lässt sich die Anpassungsstörung durch die unverhältnismäßige Stärke und Dauer der Symptome als Reaktion auf die Belastung abgrenzen.

Betroffene einer Anpassungsstörung

Eine Anpassungsstörung kann in jedem Lebensalter auftreten. Laut Statistiken sind Frauen häufiger davon betroffen als Männer. Besonders alleinstehende Menschen scheinen ein erhöhtes Risiko zu haben, eine Anpassungsstörung zu entwickeln. Demnach sind insbesondere alleinstehende Frauen, beispielsweise nach der Geburt eines Babys, gefährdet, eine Anpassungsstörung zu entwickeln, sofern weitere Einflussfaktoren vorliegen, die das Risiko im individuellen Fall erhöhen.

Anpassungsstörungen bei Babys

Nicht nur Väter und Mütter können eine Anpassungsstörung bei der Geburt eines Kindes entwickeln, sondern auch das Baby kann eine Anpassungsstörung ausbilden. Die Geburt erfordert auch von dem Säugling zahlreiche Umstellungen, die mit Stress verbunden sind, was sich beispielsweise in besonders häufigem Schreien des Neugeborenen zeigen kann. Komplikationen bei der Geburt können das Risiko einer Anpassungsstörung bei einem Baby erhöhen. Eine Anpassungsstörung zeigt sich bei Neugeborenen mit Symptomen wie starke Unruhe, exzessives Schreien, Schlaf- und Fütterstörungen. Diese werden auch als frühkindliche Regulationsstörungen bezeichnet, sie können auch in Zusammenhang mit einer gestörten Eltern-Kind-Beziehung stehen.

Bei Eltern und Baby können Anpassungsstörungen sich gegenseitig bedingen oder auf beiden Seiten, auch alleinstehend, auftreten. Eine Überforderung führt auf beiden Seiten zu Frustration. Schreit das Baby beispielsweise sehr viel, führt dies auch bei den Eltern zu Anspannung. Folglich gelingt es ihnen häufig nicht, das Baby zu beruhigen. Stattdessen können sie beim Baby noch größere Unruhe auslösen, wodurch es gegebenenfalls noch mehr schreit.

Behandlung einer Anpassungsstörung

Nicht jede Anpassungsstörung erfordert zwingend eine psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung. Maßgeblich sind der Schweregrad der Anpassungsstörung, die Beeinträchtigung des Alltags des/der Betroffenen und der persönliche Leidensdruck. Auch das Ausmaß an verfügbarer sozialer Unterstützung für den/die Betroffene/n spielt eine Rolle.

Bei einer leichten Anpassungsstörung kann die Unterstützung des privaten sozialen Umfelds bereits helfen. Die Anpassungsstörung kann auch von allein zurückgehen. Bei starken Symptomen ist jedoch eine Psychotherapie indiziert. Als besonders vielversprechend haben sich die Kognitive Verhaltenstherapie und die Gesprächstherapie nach Rogers gezeigt. Bei besonders stark ausgeprägtem Leidensdruck kann durch einen Psychiater oder Mediziner auch eine Verschreibung von Medikamenten erfolgen. Diese sind jedoch nur für eine Übergangszeit gedacht. Häufig kommen dabei leichte Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Schlafmittel zum Einsatz.

Stressbewältigungstrainings können außerdem eine wertvolle Komponente in der Behandlung einer Anpassungsstörung darstellen sowie eine präventive Wirkung entfalten, um zukünftig einen besseren Umgang mit Stress zu erlernen.

Gerne beantworten wir all Ihre Fragen - vertrauensvoll und diskret.

Sie wünschen mehr Informationen zu Anpassungsstörungen, unserem therapeutischen Behandlungsangebot oder anderen Themen ? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns persönlichen Kontakt unter der Telefonnummer 0800 5577330 (gebührenfrei) aufnehmen. Außerhalb Deutschlands wählen Sie bitte +49 30 20867301-0. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (Hrsg.). (2021). Systematisches Verzeichnis. Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision, German Modification. F43. ICD-Code. icd-code.de/icd/code/F43.2.html (zuletzt abgerufen: 11.10.2021)

Dobmeier, J. & Feichter, M. (2018, 28. Mai). Anpassungsstörung. Netdoktor. netdoktor.de/krankheiten/anpassungsstoerung/#:~:text=Nach%20der%20ICD-10-Klassifikation%20psychischer%20Störungen%20müssen%20folgende%20Symptome,ist%20eine%20depressive%20Anpassungsstörung%2C%20die%20länger%20anhalten%20kann. (zuletzt abgerufen: 11.10.2021)

Mai, M. (2020, 24. Januar). Anpassungsstörung: Symptome, Therapie & Dauer. Lifeline. lifeline.de/krankheiten/anpassungsstoerung-id174354.html  (zuletzt abgerufen: 12.10.2021)

Margraf, J. & Schneider, S. (2018). Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 2. Berlin: Springer.

Stangl, W. (2021). Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Definition Vulnerabilität. lexikon.stangl.eu/1782/vulnerabilitaet (zuletzt abgerufen: 11.10.2021)

Weitere Blogartikel Aktuelle Artikel aus dem Oberberg Blog