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Rückenschmerzen & Psyche: Wie hängen Rückenschmerzen und Psyche zusammen?

Bis zu 85% der Deutschen erleiden zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben Rückenschmerzen. Längst ist bekannt, dass Körper und Seele miteinander verbunden sind. Wie also hängen Rückenschmerzen und Psyche zusammen?

Unterscheidung von Akuten und Chronischen Rückenschmerzen

Akute Schmerzen sind ein Symptom einer bestehenden Erkrankung oder Verletzung. Die Erkrankung kann neben den akuten Schmerzen weitere Symptome verursachen.

Chronische Schmerzen sind ein eigenständiges Krankheitsbild. Nach dem Klassifikationssystem DSM-IV bestehen chronische Schmerzen in einer oder mehreren Region(en) und stehen im Vordergrund. Sie können im beruflichen und sozialen Bereich sowie anderweitig zu Beeinträchtigungen führen.

Rückenschmerzen können in akuter oder chronischer Form vorliegen: Bei akuten Schmerzen werden lokale Gewebshormone ausgeschüttet, die das Schmerzempfinden regulieren. Bei chronischen Schmerzen kann es  durch die Zuwendung zur Schmerzquelle (Aufmerksamkeit) zu einer Verstärkung des Schmerzerlebens kommen.

In manchen Fällen kann eine organische Therapie (Krankgengymnastik, Wärmebehandlung usw.) erforderlich sein.

Psyche und Schmerzwahrnehmung

In der psychischen Entwicklung im Säuglingsalter findet eine mentale Besetzung der Oberfläche und Organe statt: Unlustgefühle und Bedürfnisse werden im Säuglingsalter noch als unbestimmt erlebt. Das bedeutet, dass Hunger, Schmerzen, Angst etc. durch psychische und soziale Erfahrungen als Schmerzempfinden geprägt werden.

Emotionale Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter, wie Traumata oder das Verhalten von Bezugspersonen, wenn die Kinder/Jugendlichen Schmerzen erleben, haben ebenfalls Einfluss auf die spätere Schmerzwahrnehmung und das Schmerzverhalten.

Auch kann der Gemütszustand zu einer Verstärkung von Schmerzen führen, wenn parallel zu den Schmerzen Gefühle von Angst und Depressivität bestehen. Ebenso kann die erlernte Hilfslosigkeit, durch einen Mangel an Copingstrategien und Kontrolle, Schmerzen verstärken.

Auswirkungen von Rückenschmerzen

Die negativen Auswirkungen von Rückenschmerzen können in verschiedenen Lebensbereichen auftreten: Erstens kann es zu einem Mobilitätsverlust durch starke und andauernde Rückenschmerzen kommen. Dies kann dazu führen, dass beispielsweise an weniger sozialen Aktivitäten teilgenommen werden kann oder gar Unterstützung im Lebensalltag benötigt wird, um z.B. Einkäufe zu erledigen. Neben einer Abnahme an sozialer Interaktion und  Leistungsfähigkeit können sich Rückenschmerzen negativ auf kognitiv-emotionaler Ebene auswirken – Die Stimmung, Befindlichkeit und auch das Denken werden somit beeinflusst. Außerdem können Betroffene ein schmerzbezogenes Verhalten (z.B. Schonverhalten) entwickeln, wodurch aus einem funktionellen Schmerz ein psychosomatischer Schmerz entstehen kann.

Chronische SchmerzpatientInnen leiden bis zu 45% unter Depressionen, bis zu 25% unter Ängsten und gehäuft auch unter Suchterkrankungen. Generell ist ihr Risiko, eine psychische Erkrankung als Komorbität zu entwickeln, bis zu dreimal höher. Die Lebensqualität chronischer SchmerzpatientInnen ist meist vermindert.

Stress und Rückenschmerzen

Der Zusammenhang zwischen Stress und Rückenschmerzen kann unter anderem durch den sogenannten „Verspannung-Schmerz-Befinden-Kreislauf“ erklärt werden. Demnach führen Stress und Belastungen aus dem Alltagsgeschehen zur Anspannung der Muskulatur, was u.a. auf Schmerzen im Rücken verstärkend wirken kann.

Stress wirkt sich auch auf das emotionale Befinden aus: Er kann Ärger, Gereiztheit, Traurigkeit und weitere negative Emotionen verursachen oder verstärken. Diese können sich wiederum auf die schmerzverstärkende Muskelanspannung auswirken. Stress kann jedoch auch direkt zu einer Schmerzverstärkung führen.

Der Schmerz kann wiederum genauso auf die angespannte Muskulatur, das emotionale Befinden und den Stressumgang zurückwirken: ein Kreislauf zwischen Schmerz, Befinden und Verspannung entsteht.

Therapien für Rückenschmerzen und Psyche

Um den Kreislauf zwischen dem Befinden/Stress und dem Schmerz durch die Verspannungen zu durchbrechen, gibt es mehrere Möglichkeiten anzusetzen:

  • Erlernen und Praktizieren von Entspannungsverfahren
  • Bewegungstherapie
  • Steigerung und Wahrnehmung positiver Aktivitäten und Erlebnisse
  • Stressreduktion (z.B. Einstellungen reflektieren oder hohe Erwartungen an sich selbst reduzieren
  • Bearbeitung von Konflikten

In manchen Fällen kann eine Psychotherapie oder organische Therapie (Krankgengymnastik, Wärmebehandlung usw.) erforderlich sein. Die oben genannten Ansatzpunkte zur Behandlung von Rückenschmerzen können Teil der Therapie sein sowie viele weitere. Eine Diagnose und Ursachenklärung sollte durch MedizinerInnen oder PsychotherapeutInnen erfolgen.

Professionelle Behandlung von Rückenschmerzen in den Oberberg Kliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

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Deutsche Schmerzliga. schmerzliga.de/informieren_sie_sich/chronischer_schmerz.ht (zuletzt abgerufen: 14.12.2021)

Frevert, P. E. (2006, 24. Februar). Der Schmerz: Modell der Symptombildung aus psychosomatischer Sicht. 12. Curriculum Psychosomatische Grundversorgung, Bad Nauheim. pierre-frevert.de/pdf/Scriptx06-02-Schmerz.pdf (zuletzt abgerufen: 15.12.2021)

Schauer, J. (o.D.). Chancen einer psychosomatischen Sicht auf Rückenschmerzen. Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ulm. uni-ulm.de/fileadmin/website_uni_ulm/iui.gesfuermit/Vortrag_Schauer.pdf (zuletzt abgerufen: 14.12.2021)

Pfingsten, M., & Hildebrandt, J. (2004). Rückenschmerzen. In Psychologische Schmerztherapie (pp. 395-414). Springer Berlin Heidelberg.; Raspe, H. (2012). Themenheft 53 „Rückenschmerzen“.

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