Wie entsteht eine Essstörung? Mögliche Ursachen von Magersucht, Bulimie & Co
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es mittlerweile bei jedem 3. Mädchen im Alter zwischen 13 – 17 Jahren Hinweise auf Essstörungen. Über den Prozentsatz der Jungen und Männer mit Essstörung gibt es unterschiedliche Aussagen. Allen Statistiken und Studien gemein ist jedoch, dass sie von einer enorm hohen Dunkelziffer ausgehen. Doch was sind die Ursachen von Essstörungen?
Essstörungen sind multifaktoriell bedingt. Das heißt, sie haben nie nur eine Ursache. Viel mehr entstehen sie aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Ursachen heraus. Einige mögliche Ursachen zeigen wir im Folgenden auf:
Biologische Faktoren
Für eine erbliche Veranlagung von Essstörungen sprechen verschiedene Familien- und Zwillingsstudien. Bei eineiigen Zwillingen erkranken überdurchschnittlich häufig beide Zwillinge. Bei Essgestörten finden sich außerdem biologische Veränderungen wie Neurotransmitterstörungen oder Fehlfunktionen von Stoffwechsel, Hormonsystem oder des Hunger- und Sättigungsgefühls. Allerdings ist umstritten, ob das die Ursache oder die Folge von Essstörungen ist.
Individuelle Faktoren
„Ich muss alles perfekt machen, um kein Versager zu sein“, „Nur wenn mich jeder mag, bin ich etwas wert“ – das sind Gedanken, die Betroffene häufig quälen. Grund dafür ist der Perfektionismus, der vor allem bei Magersüchtigen in einem deutlichen Zusammenhang mit der Entstehung der Störung steht. Ein niedriges Selbstwertgefühl, Impulsivität, geringe Konfliktfähigkeit, Schwierigkeiten bei der Stressbewältigung und traumatische Erlebnisse sind weitere individuelle Faktoren, welche die Krankheit begünstigen können.
Familiäre Faktoren
Viele Betroffene mit Essstörungen stammen aus Familien, in denen bereits Suchterkrankungen wie Alkoholsucht vorhanden sind. Typisch für solche Familien sind Gefühle wie Angst, Wut, Scham und Schuld, über die aber nicht offen gesprochen wird. Trotzdem gibt es keine typischen Eigenschaften einer Familie, die als krankmachend gelten können. In Familien magersüchtiger Betroffener herrscht oft ein enger Zusammenhalt, es gibt eine hohe Norm- und Leistungsorientierung. Konflikte werden vermieden und die Eltern überbehüten das Kind. Bulimische Betroffene stammen oft aus Familien, deren Alltag von heftigen Konflikten geprägt ist. Die Familienmitglieder zeigen häufiger impulsive Handlungen und weniger emotionales Einfühlungsvermögen.
Soziokulturelle Faktoren
Häufiger treten Essstörungen in Ländern auf, die das in Industrieländern vorherrschende Schlankheitsideal übernommen haben. „Dick sein“ wird von vielen als unattraktiv und unbeliebt empfunden. Wer dünn ist, ist erfolgreicher im beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Noch einflussreicher als das gesellschaftliche Schlankheitsideal sind aber Verhaltensweisen von Familie, Freunden und Klassenkameraden. Hänseleien und Mobbing lassen in den Betroffenen das Bild entstehen, nur wer dünn sei, würde anerkannt werden.
Behandlungsmethoden bei Essstörung in der Rhein-Jura Klinik
Viele Betroffene sind der Meinung, ihre Essstörung alleine in den Griff zu bekommen. Allerdings muss man sich der Tatsache stellen, dass hinter einer Essstörung meist eine seelische Ursache steht, die therapeutisch behandelt werden muss. Nur die Betroffenen können jedoch entscheiden, ob sie die Essstörung aufgeben möchten oder nicht. Diese Entscheidung ist die wichtigste Voraussetzung für eine Therapie.
Essstörungen haben viele verschiedene Ursachen. Deshalb setzt sich eine Therapie in der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura multimodular zusammen.
Behandlungsmethoden im Rahmen einer stationären Maßnahme in unserer Einrichtung:
- Ausführliche Informationsvermittlung zur Erkrankung
- Schulung der Selbstbeobachtung über Essprotokolle
- Maßnahmen zur Gewichtsstabilisierung (z. B. hausinterne Ernährungsberatung)
- Intensive Einzel- sowie Gruppenpsychotherapie zur Förderung eines gesunden Essverhaltens
- Kognitive Techniken zur Selbstwertsteigerung
- Körperexpositionen (z.B. Spiegelexpositionen) zum Abbau der Körperschemastörung
Eine stationäre Behandlung kann unter folgenden Bedingungen sinnvoll sein:
- BMI unter 15 oder unter der 3. Altersperzentile bei Kindern und Jugendlichen
- schwere bulimische Symptomatik: sehr häufiges Erbrechen, starker Abführmittelmissbrauch, schwere Essanfälle
- körperliche Komplikationen
- belastendes soziales Umfeld
- Überforderung im ambulanten Umfeld
Im Falle einer Essstörung ist für den Betroffenen die Unterstützung durch das soziale Umfeld sehr wichtig. In einer Therapie lernt der Betroffene, alternative Bewältigungsstrategien für die Problembewältigung zu nutzen, sodass nicht mehr auf ein zu viel oder zu wenig essen zurückgegriffen werden muss.
Wenn Sie mehr über Essstörungen und unsere Therapiemöglichkeiten erfahren möchten, rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail! Wir helfen Ihnen, Ihre Essstörung in den Griff zu bekommen.