Zwangsstörung

Was ist eine Zwangsstörung?

In Deutschland sind ungefähr 2 Millionen Menschen von handlungsbedürftigen Zwangshandlungen betroffen. Dazu kommt eine weitaus höhere Anzahl an Menschen, die nur vorübergehend an Zwangshandlungen leiden. Doch was genau ist eine Zwangsstörung eigentlich?
 
Die Zwangsstörung galt lange als chronische und nicht behandelbare Störung. Erst in den 1960er Jahren wurde herausgefunden, dass durch eine Konfrontationstherapie große Erfolge erzielt werden können. Die Patienten wurden unter therapeutischer Aufsicht mit angstbesetzten Situationen konfrontiert und verzichteten darauf, durch Zwangshandlungen ihre Unruhe und Unsicherheit zu lindern. Zwangshandlungen entstehen, weil der Erkrankte denkt, wenn er die bestimmte Handlung unterließe hätte das drastische Auswirkungen.
 

Zwangsstörung: Krankheitsbild

Zwangsgedanken sind Gedanken, die sich den Betroffenen immer wieder aufdrängen und als äußerst unangenehm, abstoßend oder verwerflich empfunden werden. Nicht selten haben Zwangsgedanken etwas mit der Angst zu tun, andere oder sich selbst zu verletzen, zu beschmutzen, zu infizieren oder eine Katastrophe auszulösen. Oft werden die Erkrankten von „verbotenen“ religiösen oder sexuellen Gedanken gequält, obwohl diese Vorstellungen nicht mit ihrer eigentlichen Einstellung einhergehen.
 
Zwangshandlungen, die rein auf mentaler Ebene stattfinden sind Gedankenzwänge. Demnach versucht der Erkrankte durch ritualisiertes Zählen, Beten oder Sprechen seine Unsicherheit zu kontrollieren.
 
Die Angst, ausgelacht oder gedemütigt zu werden ist groß. Betroffene ziehen sich häufig zurück und entscheiden sich spät für eine Therapie, obwohl die Chancen auf Verbesserung gut stehen.
 
Am häufigsten leiden Zwangserkrankte an Kontroll- oder Waschzwängen. Die Betroffen fürchten sich davor, etwas zu übersehen und dadurch schreckliche Folgen auszulösen. Deshalb werden die Zwangshandlungen (z. B. mehrfaches Kontrollieren, ob die Türe geschlossen ist, die Fenster zu oder Lichter aus sind; bei Tätigkeiten eine bestimmte Reihenfolge einhalten müssen u. s. w.) immer gewissenhaft zu Ende geführt oder ritualisiert. Die Kontrollzwänge können in jedem Lebensbereich auftreten: bei der Arbeit im Büro, während des Autofahrens, zuhause oder unterwegs.
 
Betroffene von Waschzwängen haben Angst vor Verunreinigungen und vor der Ansteckung mit schweren Krankheiten. Meistens treten Wasch- oder Putzzwänge in Kombination mit Kontrollzwängen auf: der Betroffene kontrolliert zum Beispiel, ob sein Gegenüber gewaschene Hände hat, bevor er ihm die Hand gibt.
 

Nicht nur Betroffene leiden unter ihrer Zwangsstörung

Wie bei anderen Krankheiten auch, leidet nicht nur der Betroffene darunter, sondern auch seine Angehörigen. Familie und Freunde können das Krankheitsbild häufig nicht akzeptieren und versuchen, es dem Zwangserkrankten auszureden oder zu verbieten. Dennoch sollten sich Betroffene nicht in ihrem Schneckenhaus verkriechen, sondern das Gespräch mit Partner, Familie oder Freunden suchen. Das trägt zu einer Entspannung der Situation bei und entlastet die angespannte Beziehung.
 
Wir raten zu einem gesunden Mittelmaß an Kommunikation, um die Zwänge nicht in den Vordergrund zu stellen. Angehörige sollen sich über das Krankheitsbild informieren und die Erkrankung verstehen und akzeptieren lernen.
 

Therapie von Zwangsstörung in der Rhein-Jura Klinik

Erfreulicher Weise gibt es heutzutage gute Behandlungsmöglichkeiten der Zwangsstörung. In der Rhein-Jura Klinik behandeln wir Menschen mit Zwangsstörung von einem multidisziplinären Team mit Schwerpunkt auf der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Je nach Schweregrad empfehlen wir dazu eine medikamentöse Unterstützung durch Psychopharmaka. Auch eine Kombination von beidem ist unter Umständen sinnvoll (z. B. bei einer begleitenden schweren Depression).
 
Unser Therapieansatz zeichnet sich gerade in der Behandlung von Zwangsstörung durch ein differenziertes Vorgehen auf mehreren Ebenen aus. Neben der psychiatrischen Diagnostik erstellen unsere Fachärzte auch eine ausführliche körperliche Diagnostik. Auf diese Weise können wir die Erkenntnisse optimal nutzen und stationär ergänzen. Zusammen mit Ihnen erstellen wir einen auf Sie abgestimmten Behandlungsplan, der folgende mögliche Therapiemaßnahmen miteinander kombiniert:
 

  • Psychotherapie
  • Medikamentöse Therapie
  • Fachtherapien: Kunsttherapie, Musiktherapie, Körperpsychotherapie, Ergotherapie, Tiergestützte Therapie, Sport- und Bewegungstherapie

 
Durch die kognitive Verhaltenstherapie lernt der Betroffene, nicht mehr in das Muster der Zwangshandlungen zu verfallen. Obwohl die gefühlte Gefahr einer Ansteckung oder einem Schaden für sich und andere dominant vorhanden ist, macht er die Erfahrung, dass die Folgen ausbleiben. Das hat eine nachhaltige Wirkung.
 
Ein Zwang ist wie ein Ast, auf dem der Betroffene sitzt – den kann man nicht einfach absägen ohne etwas Passenderes als den Zwang erarbeitet zu haben.
 
In der Rhein-Jura Klinik erhalten Sie professionelle Hilfe. Unsere Psychologen und behandelnden Ärzte stehen Ihnen zur Seite und entwickeln mit Ihnen einen passenden Therapieplan. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wir unterstützen Sie!